Roger Köp­pel, der im Jahre 2016 vor Freude noch in seinem Bureau herum­tanzte, als er von der Wahl von Don­ald Trump erfuhr, bekommt in der let­zten Zeit manch­mal etwas Bauch­weh, wenn er an seinen poli­tis­chen Liebling denkt. Begrei­flich, wenn man an all die Lügen, die völ­lige Inkom­pe­tenz, das unfass­bare poli­tis­che Nicht-Wis­sen, das Anhim­meln von Dika­toren und den unter einem hauchdün­nen Män­telchen ver­steck­ten offe­nen Ras­sis­mus denkt, den dieser “beste Deal­mak­er aller Zeit­en” demonstriert.

Was muss man da tun, ohne wie die drei Affen Mund, Ohren und Augen zu schliessen, oder — Gott behüte — sein ekla­tantes poli­tis­ches Fehlurteil zu revidieren?

Hier ist die Lösung, die er in seinem neuen Edi­to­r­i­al präsen­tiert: Man muss eingeste­hen, dass der Mann ein Bilder­buch­beispiel für Narziss­mus ist: “Inzwis­chen redet der Präsi­dent fast nur noch von sich selb­st. Ob er damit durchkommt?”

Schön, wir alle haben ja unsere kleinen Fehler, nicht wahr? ABER — und jet­zt kommt die Ent­deck­ung Köp­pels, die den Narzis­sten Trump gle­ich wieder in strahlen­dem Licht erscheinen lässt: Er ist eine poli­tis­che CHEMOTHERAPIE! Das hat Köp­pel zwar nicht sel­ber her­aus­ge­fun­den, aber ein kon­ser­v­a­tiv­er Intellek­tueller namens Vic­tor David Han­son hat das kür­zlich ent­deckt! Wofür dient eine Chemother­a­pie? — Richtig, sie soll all die bösar­ti­gen Tumorzellen namens “Krebs” ver­nicht­en, der wie ein Damok­less­chw­ert über unser­er Gesund­heit hängt. Chemother­a­pie rein — Kreb­szellen raus!

Jet­zt ste­ht da aber “poli­tis­che” Chemother­a­pie. Ergo: Welche “poli­tis­chen Kreb­szellen” muss/wird Trump ver­nicht­en? Köp­pel zählt sie alle auf.
Es sind jene Leute
— die die Kli­makatas­tro­phe ernst nehmen (“Klima­plan­wirtschaft!!”)
— die einen höheren Steur­satz für all die vie­len Mil­lionäre und Mil­liardäre möchten
(“höhere Steuern!!”)
— die einen gerecht­en Staat wollen, der auch Schwache schützt (“mehr Staat, weniger Frei­heit!!”)
— die gemerkt haben, dass es höch­ste Zeit ist, patri­ar­chale Struk­turen defin­i­tiv aufzubrechen (“Gen­deris­mus!!”)
— die das eine oder andere Denkmal zu hin­ter­fra­gen anfan­gen (“Denkmal­sturz!!”)
— die spüren, dass aggres­siv­er und her­ab­set­zen­der Sprachge­brauch das Gesellschaft­skli­ma vergiftet (“poli­tis­che Kor­rek­theit!!”)

Und diese höchst sus­pek­te Gruppe, gegen die Trump sein Schw­ert erhebt, sub­sum­iert er unter dem Begriff, der kleinen Kindern Alb­träume beschert und  Mil­liardären den Kaviar­genuss verdirbt: die Linke !!!

Nun ist es eine Tat­sache, dass es unter den Linken eine ganze Rei­he von machthun­gri­gen und men­schen­ver­ach­t­en­den Poli­tik­ern gab und gibt, die für Mil­lio­nen Tote und den “real existieren­den Sozial­is­mus” Ver­ant­wor­tung tragen.
Es gab und gibt aber auch Linke — und gott­sei­dank nicht nur Linke -, die von einem tiefen Ethos getra­gen für eine gerechte Gesellschaft kämpften und noch kämpfen. Wer das nicht glaubt, liest als Ein­stieg am besten mal die “Hom­mage an Hein­er Koech­lin”.

Aber darum geht es eigentlich gar nicht. Denn es dürfte doch offen­sichtlich sein, dass es Frauen und Män­ner aus dem gesamten poli­tis­chen Spek­trum gibt, die sich hin­ter viele der schreck­lichen Forderun­gen stellen, die Roger Köp­pel den Schlaf rauben, (doch gemach: noch wacht Trump!)

Und wer weiss, vielle­icht hat es ja sog­ar ein paar darunter, die zur SVP gehören. Man darf ja noch träu­men, oder 😉

Klein­er Nach­trag: die REPUBLIK hat soeben einen aus­geze­ich­neten Artikel von Anne Apple­baum pub­liziert: “Wen die Geschichte bestrafen wird”, in dem sie auf die span­nende Frage einge­ht, warum soviele Men­schen in Ost und West sich jew­eils auf die Seite der Machthaben­den schla­gen, obwohl sie sich der absoluten Amoral­ität und Ver­logen­heit des Sys­tems oder der Regierun­gen bewusst sind. Ich erlaube mir die Weit­er­gabe des Artikels im birsfaelder.li mit dem Hin­weis, die REPUBLIK als ein jour­nal­is­tisch hochkarätiges und wirtschaftlich unab­hängiges Medi­um wenn möglich zu unter­stützen (Das Monatsabo kostet 22 Franken).

Wasserstoffproduktion auf der Kraftwerkinsel Birsfelden, ein paar Zielkonflikte und ein Lösungsvorschlag
Hommage an Heiner Koechlin 6

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