Offenbar ist der Kanton Basel-Stadt etwas vorgeprescht und hat am 15.12.2020 die Etablierung einer Baustoff-Recycling-Anlage in der Staatsgrube bekannt gemacht.
Darüber hat das Birsfälderpünggtli unter dem Titel »Müllhalde statt Smart-Industrien?« zeitnah berichtet. Auch Kommentare liessen nicht auf sich warten. Besonders die Staubbelästigung und deren Gefährlichkeit wurden moniert.
Am 17.12.2020 kam dann auch die Medienmitteilung aus dem Kanton Basel-Landschaft mit ähnlichem Inhalt heraus.
Am 18.12.2020 schreibt mir dann Herr Dr. Yves Zimmermann, Bereichsleiter Umwelt und Energie der Bau- und Umweltschutzdirektion BL:
»Sehr geehrter Herr Büchler
Mit Interesse habe ich Ihren Artikel über die Staatsgrube gelesen. Falls Sie Interesse hätten, wäre ich gerne bereit, gewisse Fragen in diesem Zusammenhang aus Sicht des AUE zu beantworten.
Mit freundlichen Grüssen
Yves Zimmermann«
Erfreut einen neuen Birsfälderpünggtli-Leser zu haben, machte ich auch meine Enttäuschung kund, dass in der Staatsgrube nun nicht ein interessanter Gewerbebetrieb Einzug halten soll, sondern ein weiterer »Recycling-Haufen« entstehen wird. Dies entgegen all den tollen Plänen der Standortförderung BL.
Dazu nun eine Erklärung von Herrn Zimmermann:
»Sehr geehrter Herr Büchler
Vielen Dank für Ihre freundliche Antwort. Ich kann Ihre Enttäuschung sehr gut nachvollziehen. Auch wir sind zeitlich von der Veröffentlichung des Vorhabens durch die Immobilien Basel-Stadt überrascht worden und hätten uns einen besseren medialen Einstand des Projekts gewünscht. In der Beilage sende ich Ihnen erstmal unsere Medienmitteilung von gestern zur besseren Einordnung des Vorhabens in den Kontext. Gerne lade ich Sie auch ein, unsere Webseite www.baustoffkreislaufregiobasel.ch
zu besuchen oder den kurzen Film zu schauen.
Eigentlich soll in Birsfelden eine der modernsten Ressourcenrückgewinnungsanlagen aus Bauabfällen entstehen und damit ein Beitrag zu einer nachhaltigeren Baubranche geleistet werden. Für die Vermeidung von schädlichen und lästigen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt zu sorgen, ist dabei genau die Aufgabe von meinen Mitarbeitenden und mir. In diesem Sinne hat mich Ihr letzter Satz schon etwas beunruhigt. Wir beaufsichtigen etwa 150 Abfallanlagen im Kanton und machen die nötigen Auflagen im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung/Baubewilligungsverfahren für eine gesetzeskonforme Anlage. Weiter erlassen wir die Betriebsbewilligung für solche Anlagen und kontrollieren diese regelmässig vor Ort. Konzeptionell wird die Anlage auf ein Minimum an Emissionen jeglicher Art ausgelegt werden.
Der Standort in Birsfelden ist in der Tat ein idealer Standort für dieses Projekt. Bekanntlich ist die Verkehrsanbindung ideal. Weniger bekannt, aber mindestens ebenso wichtig, ist die direkte Nachbarschaft zum grössten Betonwerk der Region und die vertikale Integration mit einem Zementhersteller. Wenn dereinst der Norden des Bildfelder Hafens entwickelt werden soll und Tankanlagen verschwinden, wird man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf kiesige Aushubmaterialien stossen, die mit Benzin oder Diesel belastet sind. Genau solche Abfälle sollen künftig gewaschen werden können (also kein «Chemiemüll»). Der saubere Kies könnte dann über ein Förderband direkt im Betonwerk zu Beton verarbeitet werden, der feine belastete sandige Teil z.B. per Bahn im Zementwerk im Ofen verbrannt und sogar stofflich verwertet werden.
Nachdem seit langem keine Wertschöpfung mehr passiert ist in der Staatsgrube, fände ich es auch für Birsfelden interessant, dass nun zumindest einige Arbeitsplätze entstehen und eine Firma einen zweistelligen Millionenbetrag investieren will. Klar kann man über die «Wertigkeit» der Arbeitsplätze eine differenzierte Meinung haben. Gemeinhin wird der ganze Tag am PC sitzen und eine App entwickeln (z.B. Tiktok o.ä.) als «hochwertig» eingestuft. Meiner Meinung nach kann aber die Sortierung von Abfall und Rückgewinnung von knappen Ressourcen – zumindest von der gesellschaftlichen Bedeutung – ebenfalls als «hochwertig» bezeichnet werden. Ganz nebenbei braucht es aber auch Verfahrenstechniker und Automatiker, die auch im klassischen Sinn «hochwertige» Arbeit verrichten, um eine solche Anlage effizient zu betreiben. Und ganz nebenbei gibt es eben auch Menschen, die genau solche Jobs brauchen, wie sie in der Staatsgrube entstehen sollen.
Kurz gesagt: Die Region braucht die Staatsgrube – zumindest für eine nächste Sequenz – genau für das, was nun angedacht ist und «glücklicherweise» hat der freie Markt diesen Bedarf erkannt und darauf reagiert. Und wir vom AUE werden dafür besorgt sein, dass es zu keinen (minimalen) schädlichen und lästigen Auswirkung für die Umwelt kommen wird.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Ihrer Familie eine frohe Weihnachtszeit und würde mich selbst verständlich freuen, wenn Birsfelden und das Birsfälder.li doch auch etwas Positives am geplanten Unterfangen entdecken könnte
Dr. Yves C. Zimmermann
Bereichsleiter«
Nun gibt es also eine »Baustoff Recycling Nordwestschweiz AG« mit zwei Teilhabern, der Antag Recycling aus Zwingen und der Holcim Kies und Beton AG arbeitend in Birsfelden, eine Tochter der Lafarge Holcim aus Zürich.
So werden nun auf diesem interessanten Areal wieder einmal zwei Firmen angesiedelt, die ihre Firmensitze in Zwingen und Zürich haben, das heisst für Birsfelden wohl nur ein mageres Steueraufkommen …
Nun ist gegen Recycling, Upcycling, Reuse und Urban Mining ja auch absolut nichts einzuwenden. Auch nichts gegen Nicht-Büro-Arbeitsplätze. Nur eine Sache nervt:
Wie soll so dereinst im Birsfelder Hafengebiet
mehr Steuersubstrat für Birsfelden generiert werden?
Nötig hätten wir es jedenfalls!
Anton Roth
Dez 21, 2020
Schrott, Schutt und Geröll.
Birsfelder Hafenareal wird zur Rumpelkammer des Kantons.
Demnächst wird der Gemeinderat noch mit Atommüll über die neuen Tische in der Verwaltung gezogen. Die Verkehrsanbindung sei optimal und die meisten Bäume im Hardwald eh bereits gefällt.
Allfällige Besetzer können keine Baumhütten mehr bauen.