Seit dem 16. März 2020 waren die Schulen »auf Befehl« des Bun­desrates geschlossen. Es war die Zeit, als man Lehrper­so­n­en mit gefüll­ten Ruck­säck­en und Taschen, inklu­sive Leit­er­wägeli, jeden Mon­tagvor­mit­tag unter­wegs tre­f­fen kon­nte beim Verteilen der Wochen­pläne und den dazuge­höri­gen Materialien.Eine Lehrper­son schrieb mir dazu:

»Sechs Wochen Fernunterricht

Ein neues Virus sei in Chi­na aufge­taucht. Chi­na ist schön weit weg. Aus ein­er sicheren Dis­tanz kamen die Nachricht­en über das neue Virus in die Schweiz und nach Birs­felden. Wie ernst die Lage plöt­zlich auch bei uns war, wurde vie­len erst mit der Absage der Basler Fas­nacht bewusst und das war erst der Anfang. Dass eine Schlies­sung der Schulen möglich ist, kam nur für die wenig­sten in Frage.

… und plöt­zlich standen wir Lehrper­so­n­en vor ein­er uns völ­lig unbekan­nten Sit­u­a­tion. Fer­nun­ter­richt! Dies kam schneller als wir uns vorgestellt hat­ten. Aber da war die kom­plett neue Sit­u­a­tion für die Schü­lerin­nen und Schüler, Eltern, Schulleitung, Betreu­ungsper­so­n­en und für uns Lehrkräfte. Viele Fra­gen und Äng­ste taucht­en auf. Dank effizien­ter Arbeit der Schulleitung beka­men die Lehrper­so­n­en schon bald Infor­ma­tio­nen. 1x pro Woche soll­ten Wochen­pläne verteilt wer­den. Jede Lehrper­son musste sich nun in diese andere Art von Unter­richt einar­beit­en, während Fach­per­so­n­en sich um die Betreu­ung von Kindern küm­merte, die nicht zu Hause bleiben konnten.

Die Wochen­pläne den Kindern vor­beizubrin­gen war für Lehrper­so­n­en ein Wochen­high­light. Während die andere Arbeit unbe­friedi­gend war, freute man sich, die Kinder wenig­stens ein­mal in der Woche zu sehen. Viele schöne Begeg­nun­gen fan­den statt, die es son­st nie gegeben hätte. Auch wur­den die Lehrper­so­n­en immer mal wieder mit tollen Geschenken über­rascht. Osternestchen, Muffins, Sirup, Kon­fitüre, etc. natür­lich alles selb­st gemacht!

Von den Eltern wurde man fast aus­nahm­s­los unter­stützt und es wurde viel Ver­ständ­nis für die Sit­u­a­tion aufgebracht.
Aus dieser speziellen Zeit müssen wir das pos­i­tive her­aus­nehmen. Das Team, die Schulleitung und die Eltern sind näher zusam­mengerückt. Jed­er unter­stütze dort, wo es nötig war. Es wurde extrem kreativ gear­beit­et und ganz neue For­men von Unter­richt entdeckt.
Für alle waren diese 6 Wochen Fer­nun­ter­richt eine grosse Her­aus­forderung, manch­mal eine Über­forderung. Jed­er musste sich in sein­er neuen Sit­u­a­tion zurecht find­en und alle haben es toll gemeistert!«

Da kon­nte ich auch Einiges aufschnappen:

»Ich glaube die Lehrper­so­n­en sind im Moment sehr gefordert: Sie müssen adhoc einen ansprechen­den Fer­nun­ter­richt für alle Schüler, und du weisst wie unter­schiedlich diese sind, vor­bere­it­en und verteilen. Auch soll­ten die Kinder ja in irgen­dein­er Form begleit­et wer­den… die Her­aus­forderung ist gross.«

»In der Schule ist es ruhig — wenn ich im Klassen­z­im­mer etwas aufräume, was immer wieder unter­be­wusst statt find­et, geht mir immer durch den Kopf wie es sein soll, wenn die Kinder wieder kom­men. Und dann merke ich, dass ich noch nicht weiss, wann das sein wird … und es keinen Sinn macht bere­its jet­zt dafür vorzubereiten.«

»Ich bin froh wenn unsere Ein­sätze nicht gegeneinan­der aus­ge­spielt wer­den. Es geht ja nicht darum bess­er und schneller zu sein, aber ich danke dir her­zlich für die Unter­stützung, unsere Arbeit hin­ter den Kulis­sen zu zeigen.«

»Meine Tochter hat viel zu tun. Sie erhält von ver­schiede­nen Lehrper­so­n­en per Mail Aufträge. Und irgend­wie bin ich damit sehr beschäftigt. Sie war ja noch nie ganz so freudig in der Schule und an den Auf­gaben. Da bin ich etwas im Klin­sch. Natür­lich ver­ste­he ich, dass ein Teil gemacht wer­den muss, aber wenn ich mit ihr die ck/k Regel erar­beite, dann fällt es mir schw­er sie zu motivieren. Und dann kommt mir in den Sinn, dass ich andere Eltern mit unserem Wochen­plan genau­so in eine Lage gebracht habe ;-( … aber das beschäftigt mich ja schon lange …«

»In ein paar Tagen schick­en wir Ihnen eine Videobotschaft mit dem Auf­trag eine Höh­le zu bauen und uns ein Foto zu schick­en. Diese Videobotschaft aufzunehmen kostete mich viel Über­win­dung … daran muss ich mich erst noch gewöh­nen… ich habe auch bere­its zwei Videokon­feren­zen erlebt, auch das etwas Neues … Ich habe eh das Gefühl, dass ich ständig am Com­put­er oder am Natel hocke.«

»… senden wir dir sehr gerne. Das Video lieber nicht. Wir sind zwar vor den Kindern „gute Schaus­pielerin­nen“ aber nicht in der Öffentlichkeit =)«

Und sei­ther standen die Schul­häuser mit nur weni­gen Aus­nah­men (Tages­be­treu­ung) leer.

Und dann die Erlö­sung, wenn auch mit ein paar Fragezeichen:
»Hal­bklasse­nun­ter­richt wäre sin­nvoll gewesen.«
»Ist der Bund sich damit wirk­lich sicher?«
»Nach anfänglich grossem Unver­ständ­nis sehe ich der Öff­nung der Schulen gelassen ent­ge­gen und ver­traue darauf, dass das BAG kor­rekt und wahrheits­ge­treu informiert.«
»Wir freuen uns die Kinder wieder zu sehen.«
“Das über­rascht mich nicht sehr.”
»Ver­such­sla­bor für Her­den­im­mu­nität?« (Hat offen­bar die Medi­en­mit­teilung der Frei­willichen Schul­syn­one Basel gele­sen. Red.)
“Ich freue mich die Kinder wieder im Klassen­z­im­mer zu erleben.”
„Endlich Licht am Ende des Tunnels.“

Und heute also …

… dür­fen die Kinder wieder ein­laufen — ein­tropfen, damit ja nicht ein Gedränge entste­ht. Das Schutzkonzept der Schule Birs­felden Scheuer­rain kommt so zur Anwendung.

Und wenn schon auf dem Wege: Auch bei Enzo sind die Piz­za-Schachteln aus dem Schaufen­ster ver­schwun­den. Auch hier scheint sich ein Stück »Nor­mal­ität« zu etablieren …

 

Rudolf Bussmann liest eigene Texte (28)
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