Fast zum Schluss der Serie zum Kli­ma­wan­del noch ein biss­chen Pole­mik.
Wie schon im ers­ten Arti­kel zum Kli­ma­wan­del erwähnt, hat der Bun­des­rat ein Stra­te­gie­pa­pier erar­bei­ten las­sen, wie er sich vor­stellt, dass er dem Kli­ma­wan­del begeg­nen könnte.
Dar­aus zuerst eini­ge Aus­schnit­te aus dem dafür betrach­te­ten Szenario:

»Die Kli­ma­mo­del­le sagen vor allem für die zwei­te Hälf­te des 21. Jahr­hun­derts für die gan­ze Schweiz eine deut­li­che Abnah­me der Som­mer­nie­der­schlä­ge vor­aus. Lang­an­hal­ten­de Tro­cken­pe­ri­oden dürf­ten häu­fi­ger auftreten.«

»Die Abnah­me der Som­mer­nie­der­schlä­ge wirkt sich auf sämt­li­che Was­ser­nut­zer aus:
die Land­wirt­schaft, die ver­mehrt Bewäs­se­rungs­was­ser für die Pro­duk­ti­on braucht;
die Wald­wirt­schaft, die zahl­rei­che tro­cken­heits­emp­find­li­che Stand­or­te hat, wel­che von der Aus­brei­tung von Insek­ten und von der Zunah­me der Wald­brand­ge­fahr betrof­fen sind; die Ener­gie­pro­duk­ti­on, die weni­ger Was­ser aus den Fliess­ge­wäs­sern für die Ener­gie­ge­win­nung bezie­hen kann; die Bio­di­ver­si­tät, für die eine aus­rei­chen­de Min­dest­was­ser­füh­rung und eine gute Was­ser­qua­li­tät in den Flüs­sen von zen­tra­ler Bedeu­tung ist, und die Sied­lungs­was­ser­wirt­schaft, die auf eine aus­rei­chen­de Was­ser­füh­rung in den Vor­flu­tern für die Ein­lei­tung und Ver­dün­nung des Klär­was­sers ange­wie­sen ist.«

»Als Fol­ge des Kli­ma­wan­dels wer­den Win­ter­hoch­was­ser in der gan­zen Schweiz wahr­schein­lich häu­fi­ger auf­tre­ten. Der Grund liegt in der vor­aus­ge­sag­ten Zunah­me der Nie­der­schlags­sum­me im Win­ter bei gleich­zei­ti­gem Anstieg der Schneefallgrenze.
Auch im Früh­jahr und Früh­som­mer könn­te das Hoch­was­ser­ri­si­ko auf­grund der Über­la­ge­rung von gross­flä­chi­ger Schnee­schmel­ze und inten­si­ven Nie­der­schlä­gen zunehmen.«

»Die wahr­schein­li­che Zunah­me von Hoch­was­ser­er­eig­nis­sen wird zu einer ver­än­der­ten Gefähr­dung von Sied­lun­gen, Gebäu­den, Ver­kehrs­we­gen, Infra­struk­tu­ren und land­wirt­schaft­li­chen Nutz­flä­chen füh­ren. Dabei sind Sied­lungs­mus­ter mit gros­sen ver­sie­gel­ten Flä­chen, wel­che die Ver­si­cke­rung ver­hin­dern, beson­ders anfällig.«

»Im Hoch­was­ser­schutz muss bei neu­en Schutz­bau­ten und bei der Sanie­rung von Schutz­bau­ten der Ein­fluss des Kli­ma­wan­dels auf den Hoch­was­ser­ab­fluss berück­sich­tigt wer­den. Schliess­lich müs­sen die Ein­satz­kräf­te des Bevöl­ke­rungs­schut­zes, für die Hoch­was­ser bereits heu­te eine gros­se Her­aus­for­de­rung bedeu­ten, dar­auf vor­be­rei­tet wer­den, häu­fi­ger auf­tre­ten­de Ereig­nis­se zu bewältigen.«

Viel­leicht haben Sie es bemerkt. Obwohl die Bin­nen­schiff­fahrt (z.B. auf dem Rhein) sehr viel mit Hoch­was­ser wie auch mit lan­gen Tro­cken­pe­ri­oden (also Nied­rig­was­ser) zu kämp­fen hat, wird sie in die­sen Tex­ten mit kei­nem Wort erwähnt. Auch im gan­zen Bun­des­rats­pa­pier kommt die Schiff­fahrt mit kei­nem Wort vor. Sind die mög­li­chen Pro­ble­me der Schiff­fahrt dem Bun­des­rat ein­fach egal? Oder nimmt er an, die Ver­sor­gung auf dem Rhein sei (zumin­dest bis Basel) immer gewährleistet?

»Die Tiefst­mar­ke des Rheins in jün­ge­rer Ver­gan­gen­heit stammt übri­gens aus 2003, dem Rekord­nied­rig­was­ser­jahr«, sagt Herr Böhm vom Was­ser­stras­sen- und Schiff­fahrts­amt (Deutsch­land). Auch die Zahl der Fest­fah­run­gen habe spür­bar zuge­nom­men. Denn wegen des Nied­rig­was­sers wer­de die Fahr­rin­ne am Rhein enger.
Und natür­lich auch weni­ger tief. So war in der tages­wo­che vom 10. Juli 2017 zu lesen: »Rhein trock­net Hafen­um­schlag aus. Der Güter­um­schlag am Rhein­ha­fen ist in die­sem Jahr um rund ein Vier­tel ein­ge­bro­chen. Grund dafür sind nied­ri­ge Was­ser­stän­de. Steht das Was­ser tief, belädt der Hafen sei­ne Schif­fe nur zur Hälf­te oder einem Vier­tel. Gegen­über dem Vor­jahr haben die Schwei­ze­ri­schen Rhein­hä­fen rund 23 Pro­zent weni­ger Import- und rund 29 Pro­zent weni­ger Export­gü­ter umge­schla­gen.« Wenn jetzt die Schiff­fahrt aus­nahms­wei­se wie­der etwas boomt, ist das nur einer apo­tro­päi­schen Mass­nah­me in Ras­tatt zu ver­dan­ken und viel­leicht ein paar etwas län­ge­ren Schiffen.

Nun, die Fahr­rin­ne nach Birs­fel­den ist eh schon eng.
Bei Nied­rig­was­ser noch enger. Die Schif­fe kön­nen nur noch zum Teil bela­den wer­den oder sie kön­nen gar nicht mehr fah­ren. Das ren­tiert der Schiff­fahrt nicht mehr.
Neue Schif­fe wer­den mehr und mehr auf Con­tai­ner­trans­port aus­ge­legt. Auch die­se Schif­fe ren­tie­ren nur, wenn sie mög­lichst voll (das heisst auch hoch) bela­den wer­den kön­nen. Da die Mitt­le­re Brü­cke in Basel aber zu nied­rig ist, und bei höhe­ren Was­ser­stän­den immer nied­ri­ger wird, ren­tiert die Schiff­fahrt bald auch nicht mehr.

Die mit dem Kli­ma­wan­del zuneh­men­den Tage, an denen die Schiff­fahrt blo­ckiert ist, las­sen den Trans­port wei­ter als Rhein­ha­fen Basel frag­lich erschei­nen. Ein Neu­bau der Mitt­le­ren Brü­cke scheint nicht oppor­tun zu sein. Eine tie­fe­re Aus­bag­ge­rung der Fahr­rin­ne ist sehr teu­er (auch wenn man Inse­li baut mit dem Kies). Und auch wenn die Rum­pel­kam­mer ein biss­chen Image­pfle­ge betreibt, kann sie dar­an nichts ändern. Da nüt­zen dann die 50jährigen Bau­rech­te auch nichts mehr.
Kommt noch dazu, dass als Reak­ti­on auf den Kli­ma­wan­del immer mehr Hei­zun­gen auf umwelt­freund­li­che­re »Brenn­stof­fe«, Solar­ener­gie und Wär­me­pum­pen umstel­len. Das wie­der­um bedeu­tet weni­ger Heiz­öl­ver­brauch. Kom­men in den nächs­ten Jah­ren auch immer mehr Elek­tro­au­tos und Hybrid­fahr­zeu­ge dazu, redu­ziert sich der Brenn­stoff­ver­brauch um ein Wei­te­res. Das heisst für den Hafen: Die rie­si­gen Tank­la­ger wer­den zu einem gros­sen Teil über­flüs­sig. Und die rie­si­gen Men­gen an Kero­sin in den Pflicht­la­gern? Die Pflicht­la­ger gehö­ren eh schon dort­hin, wo sie auch gebraucht wer­den (z.B. nach Kloten).
Was nun?

Nun logi­scher­wei­se den Hafen Birs­fel­den frü­hest­mög­lich auf­ge­ben, kei­ne neu­en Inves­ti­tio­nen, auch kei­ne neu­en Bau­rech­te mehr. Dafür die Pla­nung eines neu­en Wohn­quar­tiers à la Vauban?.
Und das ist Vauban im Bild und im Beschrieb für alle und für Behör­den, aber auch alle Interessierten.

Die Arti­kel­se­rie wird zu die­sen The­men zei­gen, wel­che Mög­lich­kei­ten die Schweiz, die Kan­to­ne, die Gemein­den und Sie ganz per­sön­lich haben, um den Aus­wir­kun­gen des Kli­ma­wan­dels zu entgegnen.
Mit Klick auf die­se Zei­le bekom­men Sie eine Über­sicht über alle bis jetzt erschie­ne­nen Artikel.

 

Und die Weis­heit zur Sache:

Nun – wenn Umkeh­ren unmöglich
und Ste­hen­blei­ben uner­träg­lich ist, so bleibt kein ande­rer Aus­weg als:
Vorwärtsschreiten.
Das ist auch kein so trau­ri­ger Ausweg.
Ales­san­dro Graf Manzoni

 

Lesen gefährdet die Dummheit
Mattiello am Mittwoch 4/44

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