Bei angenehmen Vorfrühlingstemperaturen suchte der birsfaelder.li-Schreiberling unsere edle Landesmutter erneut auf, denn es ging ja diesmal um die Berichterstattung betreffend ihre Aufforderung, er solle sich seines eigenen Schattens bewusst werden. Sein Fazit: Bis es Frieden auf Erden gibt, dürfte es noch eine Weile dauern …
Schreiberling: Hochedle Helvetia, wie abgemacht werde ich dir erzählen, wie ich das “Schatten-Experiment” erlebt habe.
Helvetia: Ich bin ganz Ohr!
Sch: (druckst etwas herum): Wenn ich ganz ehrlich sein will, kam dabei nicht viel heraus …
H (lächelt): Ach so? Vielleicht bist du das Experiment nicht seriös genug angegangen? Oder hast es vorgezogen, dich nicht allzu intensiv mit deinem Schatten auseinanderzusetzen?
Sch: Da hast du tatsächlich einen Punkt. Ich hatte nämlich das Gefühl, mich plötzlich auf gefährlichem Terrain zu bewegen. Unbekanntes lauerte da irgendwo in einer Ecke meines Bewusstseins. Es scheint gar nicht so einfach zu sein, sich mit dem eigenen Schatten auseinanderzusetzen.
H: Naivling! Was heisst denn hier “gar nicht so einfach”? Die Arbeit mit dem eigenen Schatten ist das schwierigste Unterfangen überhaupt, dem sich ein Mensch in diesem Leben stellen kann, — wenn er denn überhaupt will …
Sch: Übertreibst du da nicht ein bisschen, wenn du mir, hochedle Helvetia, diese Frage gestattest?
H: Vielleicht solltest du diese Frage nicht an mich, sondern an die Heere von Psychotherapeuten und Psychiater richten, die ein Lied davon singen können. Und sogar diese professionellen Helferinnen und Helfer sind sich eines wichtigen Aspekts meist gar nicht bewusst.
Sch: Tatsächlich? Kannst du das bittes etwas genauer ausführen?
H: Vielleicht erinnerst du dich, dass wir in unseren Gesprächen einmal das Thema “Reinkarnation” gestreift haben …
Sch: Ich erinnere mich vor allem an mein Erstaunen, dass die Idee wiederholter Erdenleben für dich selbstverständlich war.
H: Wahrheit ist immer selbstverständlich.
Sch: Meinst Du? Vielleicht hast du ja recht … Aber mir ist der Zusammenhang der Schattenarbeit mit dem Thema “Reinkarnation” nicht ganz klar. Du meinst doch nicht etwa, diese Arbeit würde sich über mehrere Leben hinweg ziehen!?
H: Bingo! Kluges Köpfchen!
Sch: Das sind aber ziemlich frustrierende Aussichten …
H: Ganz und gar nicht. Ich erlaube mir, eine Frage von dir aus einem früheren Gespräch zu zitieren:
Du denkst, dass Gott uns sozusagen auf einer grossen „Spielwiese“ namens Erde die volle Freiheit geschenkt hat, um über viele Leben hinweg durch eigene, vielleicht höchst schmerzvolle Erfahrungen zu einem wahrhaft freien und liebenden Individuum zu reifen? Das würde ja auch bedeuten, dass wir die volle Verantwortung dafür tragen, was wir mit unseren Leben so anstellen.
Sch: Habe ich das tatsächlich einmal gesagt? Na gut, aus dieser Perspektive bräuchte es also für die Schattenarbeit mehr als nur ein einziges Leben, aber das zu erreichende Ziel wäre jeden Preis wert?
H: So ist es. Hast du schon einmal vom “Lied von der Perle” gehört? — Wenn nicht, suche es.
Sch: Tue ich gerne. Doch erlaube mir eine letzte Frage: Kannst du mir ein Beispiel für einen Menschen geben, der wahre Freiheit, wahre Liebe und wahre Selbstverantwortung wirklich vorgelebt hat?
H: Selbstverständlich. Sein Beispiel leuchtet euch seit 2000 Jahren.
Sch: Du sprichst doch nicht etwa von Jeshua ben Joseph, für die Christen Jesus Christus?
H. Selbstverständlich. Hat er nicht gesagt: “Wenn jemand nicht von Neuem geboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen”?
Sch: Moment mal! Genau das sagen ja die Abermillionen wiedergeborener evangelikaler Christen in den USA auch. Und dann wählen sie Donald Trump … Könnte es sein, dass ihr Glaube, dank dem Bekenntnis, Jesus als ihren persönlichen Erlöser anzunehmen, die Wiedergeburt schon “in der Tasche zu haben”, ein folgenschwerer Irrtum ist?
H: Du sagst es.
Sch: Aber alle Kirchen, orthodox, katholisch, protestantisch oder was auch immer predigen doch seit Jahrhunderten, das Jesus Christus uns alle dank seinem Opfertod von allen Sünden erlöst und uns wieder mit Gott versöhnt hat.
H: Das ist wahr und falsch zugleich.
Sch: Ich verstehe nur Bahnhof ...
H: Macht nichts. Wir werden später darauf zurückkommen.
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