Birsfelden verjüngt sich. Das sagen die Zahlen. Die ungeraden Zehntausend im Total verändern sich zwar kaum, aber die ganz Kleinen sind im Vormarsch und sollen bald eingeschult werden. Insgesamt haben wir in den nächsten Jahren mit zusätzlichen 7 (!) neuen Primarklassen (à ungefähr 20=140 Schulkinder) zu rechnen. Dazu kommen zwei neue Kindergärten und schliesslich noch vier Klassen für das sechste HarmoS-Primarjahr.
Der Gemeinderat legt in der Märzversammlung seine Überlegungen zur Bewältigung der Masseneinschulung vor. Insgesamt wurden vier Varianten geprüft, die alle — schön farbig aber saumässig verpixelt — aus der Vogelperspektive in den Erläuterungen vorgestellt werden.
Favorisiert wird von der linienbewussten Exekutive nun die schlanke Variante “Optimierung und Verdichtung”. Diese beinhaltet im Wesentlichen drei Punkte:
- Der alte aber dennoch grösstenteils unbekannte Seghers’sche Plan zur 5.5 Mio.-Sanierung (der damals angeblich schon HarmoS und Immobilienstrategie-kompatibel war) wird reaktiviert und das Schulhaus Sternenfeld soll total saniert werden. Aus 24 Zimmer zaubert die Bauverwaltung 35.
- Das Kirchmattschulhaus wird im Sinne eines Provisoriums innen etwas neu gestrichen. Die Toiletten aus den 20er Jahren und der Lift sollen ebenfalls erneuert werden (vielleicht kann man den alten Lift beim Museum einbauen?). Der Maurer erhält hier den Auftrag, ein paar Zimmer zu verdoppeln: Aus 29 entstehen 35 Räume.
- Schliesslich kommt es im Birspark I zum vermuteten Mieterwechsel: Die Sek zieht aus, dafür zwei Kindergärten ein.
Das ganze Konzept ist so aufgestellt, dass so wenig Geld wie möglich in die Hand genommen werden muss und man sich beim Kirchmatt bloss nichts verbaut. Es scheint aber eher so, als dass der Gemeinderat generell Entscheidungen scheut. Man kann dem Stimmbürger günstige Zwischenlösungen halt einfacher verkaufen, auch wenn diese schlussendlich zum ewigen Provisorium werden. Deshalb gilt — wie schon bei der GGA-Vorlage im Dezember: Pragmatisch aber letztlich völlig visions- und mutlos.
Zudem wird dem Gesamtzusammenhang kaum Beachtung geschenkt. Zum Schulraum gehört auch Turnraum, bzw. Turnhallen. Wurde diesem Umstand ebenfalls Rechnung getragen? Die Antwort wird ein “Ja, selbstverständlich” sein, doch selbst Selbstverständliches hat sich in der jüngeren Vergangenheit zu leeren Versprechungen gewandelt.
Gebetsmühlenartig wird zwar wiederholt, dass die Schulhäuser Lavater und Xaver Gschwind demnächst in sich zusammenfallen. Ersatz für die darin enthaltenen Räume zu schaffen (Bibliothek, Ludothek, Mittagstisch, Lava,…) würde eigentlich optimal in die Schulraumplanung passen, zumal es im Birspark I noch einige Möglichkeiten gäbe. Die werden aber wohl erst gesucht, wenn die alten Schulhäuser nicht mehr stehen. Solange wird ein Provisorium das andere blockieren und die Zentrumsplanung keinen Quadratmeter vorankommen. Ob das auf Dauer dann nicht doch teurer kommt…
Staunen tut man dann schliesslich beim Finanziellen: Laut Budget 2014 soll bereits Geld für dieses neue Projekt gesprochen worden sein: 240’000.- für Möbel und bauliche Arbeiten im Birspark I, 80’000.- für eine Küche und WC’s im Scheuerrain und 30’000.- für die Wärmeverteilung im Kindergarten Scheuerrain. Im IAFP 2014 finde ich aber “bloss” 400’000.- für die Sanierung des Kindergarten Stieracker. Wird also wieder gemischelt? Dabei wäre etwas mehr Transparenz so einfach!
Hasira
Mrz 5, 2014
Eigentlich sollte man Herrn Seghers heilig sprechen. Wenn aus 24 Klassenzimmern 35 werden, ist das wie die wunderbare Weinvermehrung zu Kanaan oder die Brotvermehrung auf diesem Hügel mit der Predigt. Zumindest aber erklärungsbedürftig mit Planzeichnungen an der Gemeindeversammlung.
Oder anders gesagt: Wieder einmal unvollständige Erläuterungen?
rugeli
Mrz 5, 2014
Schönes Bild. Die Fisch- und Brotvermehrung vom Hardhügel.
Nur: Die Prediger hocken im Tal. (Jammertal)
Hans-Peter Moser
Mrz 8, 2014
Dieses Traktandum wirft viele Fragen auf und birgt viel Diskussionsstoff. Die vom Gemeinderat bevorzugte Variante 2 könnte die Beste sein, wäre nicht gemäss der Erläuterung eine Koppelung mit der zukünftigen Zentrumsplanung vorgesehen. Ca. 1.5 Mio Franken sollten demnach in ein provisorisches Konzept investiert werden, mit dem Risiko, dies innert kürzester Zeit abzuschreiben.
Die Tür bleibt somit offen, bei den zukünftigen Zentrumsplandiskussionen das Areal der Kirchmatt- und Birsparkschule den Wachstumsvisionen zur Disposition preiszugeben.
Die Weiche sollte jedoch, losgelöst von späteren möglichen Entwicklungsstrategien, prioritär zu Gunsten der Schule definitiv jetzt in die richtige Richtung gestellt werden.
Vorhandene intakte Bausubstanz darf nicht kommenden Planspielen geopfert werden. Die Schulraumplanung sollte jetzt gemäss Variante 2 definitiv erfolgen. Eine Koppelung mit der Zentrumsplanung kostet viel Geld für Provisorien und könnte noch viel höhere Investitionen für Ersatzbauten nach sich ziehen. Die Zukunft der alten Turnhalle wie auch des Lavater- und Xaver Gschwind-Schulhauses sollte ebenfalls im Interesse des gesamten Schulareals in diese vorgezogene Planung einbezogen werden.
Generell bin ich immer noch der Meinung, dass unsere finanzielle Situation uns nicht erlaubt, intakte Bausubstanz zur Disposition zu stellen.