Schön, dass Birsfelden sich aufmachen will, die eigene Stadt zu entwickeln. Schön, dass sie nicht mehr nur auf „organisches“ Wachstum setzen will. Was dabei herauskommt sehen wir heute zu deutlich, vor allem an der Hauptstrasse.
Birsfelden hat so viele gute Eigenschaften:
• in 15 Minuten mit ÖV ins Zentrum von Basel,
• in 5 Minuten ins einzige Theater des Kantons, ins Theater ROXY
• in 15 Minuten mit ÖV zum Bahnhof,
• in 5 Minuten auf der Kraftwerkinsel zum Grillen und Chillen
• in 25 Minuten mit ÖV zum Euroairport,
• in 15 Minuten mit dem Auto zum Hieber 😉
• keine Fluglärmbelästigung wie in Binningen und Allschwil,
• in 5 Minuten am Birsköpfli zum Baden, Grillen und Chillen
• ein Katzensprung in den Hardwald zum Joggen, Walken und Hunde ausführen, etc.
• ein vielfältiges Angebot an Vereinen, und so weiter.
Es ist doch erstaunlich, dass eine Stadt wie Birsfelden, mit so vielen positiven Eigenschaften trotzdem Mühe hat sich besser zu positionieren (Blätzbums halt?) und das mit einer leeren, zumindest klammen Kasse …
Ausschnitt aus den amtlichen Mitteilungen im Birsfelder Anzeiger am 20. Januar 1940
Wenn nun jemand beauftragt wird ein Stadtentwicklungskonzept zu machen, ist damit auch die Hoffnung verbunden, dass schlussendlich nicht nur die Zentrumsüberbauung geplant wird, das hatten wir ja auch schon, sondern etwas mehr. Etwa so, wie es Markus Kutter und Lucius Burckhardt 1956 in ihrem Büchlein „wir selber bauen unsre Stadt“ beschrieben haben:
»Urbanismus und Landesplanung haben als Gegenstand die bauliche Gestaltung einer Stadt, beziehungsweise einer Landschaft oder eines ganzen Landes. Doch betrachten Urbanismus und Landesplanung diese bauliche Gestaltung nicht unter dem Gesichtswinkel eines Ingenieurs oder eines mit dem Einzelobjekt beschäftigten Architekten, sondern suchen sich darüber Rechenschaft zu geben, welche Auswirkungen die bauliche Gestaltung einer Stadt auf das gemeinsame Leben der im betreffenden Raum angesiedelten Menschen haben wird. Politische, kulturelle, soziologische, wirtschaftliche, verkehrstechnische, hygienische und allgemein ästhetische Gesichtspunkte können dabei gleichermassen wichtig werden.«
Das wurde mit den öffentlichen Foren in der letzten Zeit gut begonnen. Hoffen wir, dass es also nicht nur um Baulinien, Baukuben, bebaubare Fläche, usw. geht. Und hoffen wir, die gute Information und die regelmässige Berichterstattung, wie auch die Beteiligung und Befragung der Bevölkerung, lassen nicht schon bald wieder nach und landen dort, wo schon so manches Projekt gelandet ist: Im grossen runden Ordner …
Und dazu die Weisheit zum Artikel:
»… es wäre schade, wenn man alles, was noch nicht realisiert ist als Utopie bezeichnete. Man ist nicht realistisch, indem man keine Idee hat.«
Max Frisch, Dipl. Architekt, SIA und Schriftsteller
florian dettwiler
Dez 3, 2013
Bei den guten Eigenschaften hast du einiges vergessen. Was ist mit der tollen Sportinfrastruktur, der günstigen GGA, dem unglaublich innovativen birsfälder.li, der rekordverdächtigen Matrazenladen- und Apothekendichte oder dem Hundehotel?
ueli kaufmann
Dez 4, 2013
Birsfäler.li und Hundehotel, OK!
Matratzenladen (Schlaf) und Apotheken (Schlafmittel) sind Wahrzeichen für eine Schlafstadt.
Claude Zufferey
Dez 3, 2013
All dies habe ich schon im Jahre 2006 in meinem Wirtschaftsförderungskonzept aufgezeigt. Nur, damals wurde es als Wurst und Brot Departement abgetan. Meine Intervention, vor der Zentrumsplanung ein Stadtentwicklungskonzept zu erstellen, in dem das Zentrum innerhalb einem gemeindeumspannenden Konzept angegangen wird, wurde von der FDP mit ihrem damaligen Gemeinderat mit der Begründung abgetan, das dauere zu lange.
Fazit: Man hat 7 Jahre verloren, nur weil die Entwicklungsvorschläge von der “falschen Seite” kamen.
Leider wird nun höchstwahrscheinlich das eintreffen, was ich damals vorausgesagt habe: Wenn die Gemeinde nicht umgehend, also vor sieben Jahren, daran geht, auf der einen Seite massiv kosten einzusparen (die leider auch weh tun) und auf der anderen Seite die ideale Wohnlage zu entwickeln, werden die steigenden Mehrausgaben durch die entwicklungsbedingten Mehreinnahmen nicht mehr wett gemacht werden können. Resultat: Ein Finanzkollaps.
florian dettwiler
Dez 4, 2013
Ich gebe dir sicher in einem Punkt recht: Man hat 7 Jahre verloren bzw. geschlafen (vielleicht wegen den vielen Matratzen?)…
Nun aber ein paar Gedanken zu deinen:
— Das “Wirtschaftsförderungskonzept” kenne ich nicht im Detail (gibt es das noch irgendwo als Dokument?). Es gibt aber eine Revision der Ortsplanung in Form einer Teilrevision des Zonenreglements aus dieser Zeit. Ich kann mich nicht erinnern, dass weder in der (öffentlichen) Diskussion über die Zentrumsplanung, noch über das Zonenreglement von irgend einer “Seite” Ideen zu einem “Gesamtkonzept/Stadtentwicklung” geäussert wurden. Zudem hat man vor allem in den folgenden Entwicklungsversuchen (“Immobilienstrategie”, Schulhaussanierungen, etc.) nicht den geringsten Ansatz einer raumplanerischen Entwicklung gesehen. Insbesondere nachdem der damalige FDP-Gemeinderat zurückgetreten ist und der durchaus kompetente und raumplanerisch nicht ganz unerfahrene Bauverwalter entsorgt und durch einen Bauzeichner ersetzt wurde. Selbst bei einem Liftanbau lässt dieser jegliches “Konzept” vermissen!
— Die jetzt vorliegende Kreditvorlage zur Stadtentwicklung ist etwas schwierig nachzuvollziehen. Erneut wird vom Gemeinderat nach einem neuen Planungs- und Entwicklungskonzept verlangt. Anstatt nach vorne geht es wieder zwei Schritte zurück. Das Volk erwartet von einer Regierungsbehörde aber auch, dass sie selbst agiert, sofgfälltig vorbereitete Entscheide fällt und transparent kommuniziert. Es ist hier eher unklar, in welche Richtung das Stadtkonzept gehen soll. Ein Auftrag ohne Vorgaben könnte man meinen.
— Du sprichst die sieben verlorenen Jahre an. Einen Grossteil dieser Zeit warst du selber an forderster Front dabei. Was aber ist mach dem stillschweigenden “Archivieren” der Testplanung passiert? Weshalb ist so viel Zeit verloren gegangen?
Claude Zufferey
Dez 5, 2013
Eine Kopie meines Wirtschaftsförderungskonzepts kannst du jederzeit bei mir abholen. Dort steht auf der ersten Seite “Erfassen von möglichen Wohn- und Gewerberaum”. In der Folge nahm ich damals, leider als einziger Gemeinderat von Birsfelden, an einem Workshop des schweizerischen Städteverband mit dem Thema “Stadtentwicklung” teil.
Es stimmt, eine öffentliche Diskussion über das Thema Stadtentwicklung fand nie statt. Dies deshalb, weil ich mich an das Kollegialitätsprinzip des Gemeinderates gehalten habe. Innerhalb des Gremiums brachte ich meine Gedanken jedoch intensiv ein, stiess aber leider insgesamt auf keinen fruchtigen Boden. Das Bauen war nicht mein Departement und so musste ich mich dem Diktat beugen.
Zum ehemaligen Bauverwalter möchte ich mich nur dahingehend äussern, dass dieser sich auch auf die Zentrumsplanung eingeschossen und meine Bestrebungen Richtung Stadtentwicklung nicht unterstützt hat.
Die Archivierung der Testplanung hängt wohl damit zusammen, dass man gemerkt hat, dass diese zu diesem Zeitpunkt noch nicht relevant ist und man eben zuerst eine Gesamtbetrachtung angehen muss. Auch das habe ich im Gemeinderat oft und heftig kommuniziert.
Peter Meschberger
Dez 5, 2013
“…ach, wie gut, dass niemand weiss,
dass ich Rumpelstilzchen heiss!”
(aus Grimms Märchen)
Diego Persenico
Dez 4, 2013
Statt-Entwicklung wünsche ich mir lieber den Advenskaläder.li. Der macht mehr Spass!
Claude Zufferey
Dez 5, 2013
Übrigens, nach der Präsentation meines Konzept hat mich Walter Ziltener darauf aufmerksam gemacht (Danke Walter), dass der ehemalige Gemeinderat in Richtung Städteplanung ein Konzept erarbeiten liess. Ich habe das Konzept gelesen. Dessen Inhalt ist nach wie vor relevant. Man müsste es nur aus der Schublade nehmen und vielleicht etwas aktualisieren.
Und noch eine Ergänzung: Ich finde es gut, dass mir die SP Birsfelden endlich recht gibt und Teile meines Konzeptes übernimmt. So hat sie sich neu eine Zusammenarbeit mit dem Hafen statt dessen Bekämpfung auf die Fahne geschrieben. Ich danke der SP für ihre Einsicht, zu Gunsten von Birsfelden.
Wers nicht glaubt, siehe Artikel in der BZ vom 23. April 2008, in dem mneine Ideen zitiert werden und den neuen Flyer der SP.
Peter Meschberger
Dez 5, 2013
Stimmt nicht ganz!
Über die Achterbahnfahrten gewisser (SP- und anderer) Politisierender will ich mich nicht auslassen. Aber wir im Gemeinderat (bis 2004) haben wohl das Rheinhafengesetz, NIE aber den Rheinhafen “bekämpft”. Auch zu meiner Zeit hatten wir immer eine gute Zusammenarbeit mit der Rheinhafenleitung und den ansässigen Firmen gepflegt. Aber Utopien durfte man ja trotzdem haben, denn in 50 Jahren kann sich vieles ändern. Der Ex-Birsfelder hätte vielleicht einmal gewisse von BL und BS erstellte Gutachten aus den 1980-erJahren lesen sollen. Da war u.A. die Rede vom Abwandern vom Birsfelder- zum Auhafen die Rede…Oder gewisse Aussagen eines für die Rheinhäfen zuständigen Oberbaselbieter (SVP-) Regierungsrates zugunsten von Birsfelden, die dann später vom hohen Landrat verworfen worden sind.
Und wie in einer Demokratie üblich, hat man sich dann auch dem Volksentscheid über das Rheinhafengesetz gebeugt.
Claude Zufferey
Dez 5, 2013
Du hast recht, Birsfelden ist gut mit dieser Geschichte zu vergleichen. Der Müller (SP) hat dem König (Bevölkerung) zu viel versprochen, damit seine Tochter (SP und Entourage) zu Wohlstand kommen. Da kommt Rumpelstilzchen (Ich) zur Hilfe, damit das gesponnene Gold geliefert werden kann (Die zu vielen persönlichen Wünsche und Sozialleistungen irgend wie finanziert werden können).
Nach getaner Arbeit wird Rumpelstilchen in die Pfanne gehauen.
Es ist schön, dass du das Unrecht eingesehen hast.