Ein sel­ten unver­frorenes Buben­stück” — so tit­ulierte Daniel Bin­swanger in der Repub­lik den Antrag Rue­di Nosers (FDP) im Stän­der­at, den Gegen­vorschlag zur Konz­ern­ver­ant­wor­tungsini­tia­tive von der Tage­sor­d­nung zu nehmen. Und er hat recht: Sel­ten war ein poli­tis­ches Manöver mit dem Ziel,  den Rohstoff- und Agrarkonz­er­nen in der Schweiz das blendende Geschäft nicht zu ver­miesen, so faden­scheinig und durchsichtig.

Zurzeit malen die Geg­n­er der Ini­tia­tive, aber auch des Gegen­vorschlags, buch­stäblich den Teufel an die Wand: Hun­derte von KMUs riskieren Schaden­er­satzk­la­gen aus dem Aus­land und müssen sich gegen ungerecht­fer­tigte Anschuldigun­gen verteidigen!!
Sie müssen für Men­schen­rechtsver­let­zun­gen ger­adeste­hen, für die sie gar nichts kön­nen!! Eine gewaltige Bürokratiewelle wird jeglich­es sin­nvolles Wirtschaften ersticken!!

Um festzustellen, dass nichts davon stimmt, genügt ein kurz­er Blick auf die Web­seite der Konz­ern­ver­ant­wor­tungsini­tia­tive. Das Ini­tia­tivkomi­tee erk­lärte sich auch bere­it, einem deut­lich abgeschwächt­en Gegen­vorschlag zuzus­tim­men, der den Äng­sten der KMUs ent­ge­genkommt und wenig­stens die grundle­gen­den Men­schen­rechte schützt, die zurzeit von gewis­sen Konz­er­nen mit den Füssen getreten werden.

In den kom­menden Wochen und Monat­en ist damit zu rech­nen, dass die geg­ner­ische Konz­ern­lob­by ihre geballte Finanzkraft dafür ver­wen­den wird, möglichst viele Nebelpetar­den so einzuset­zen, dass sowohl Ini­tia­tive als auch ein möglich­er Gegen­vorschlag vom Stim­mvolk ver­wor­fen werden.

Und damit komme ich endlich zur guten Idee: Um den Nebelpetar­den ein­fach Tat­sachen ent­ge­gen­zuset­zen, plant das Ini­tia­tivkomi­tee die Pro­duk­tion eines Doku­men­tarfilms über aktuelle Machen­schaften von Konz­er­nen wie Glen­core und Syn­gen­ta, der im kom­menden Früh­jahr an hun­derten Ver­anstal­tun­gen im ganzen Land gezeigt wer­den soll. “Er soll zeigen, dass unsere Ini­tia­tive eine Selb­stver­ständlichkeit fordert: Wenn Konz­erne Trinkwass­er verseuchen oder ganze Land­striche zer­stören, sollen sie dafür ger­adeste­hen ” (Rahel Ruch, Koor­di­na­torin Konzernverantwortungsinitiative)

Wer von den geneigten Lesern und Leserin­nen diese Idee auch gut find­et, kann das Pro­jekt mit einem Beitrag unterstützen:
Konz­ern­ver­ant­wor­tungsini­tia­tive 3001 Bern, CH50 0900 0000 6188 9552 4,
Kon­to 61–889552‑4, Stich­wort: Dokumentarfilm.

Zum Schluss noch eine kleine Randbe­merkung: Dass ein Herr Noser über­haupt im Stän­der­at poli­tisieren kann, ver­danken wir bekan­ntlich Ignaz Trox­ler, der 1848 mit der Idee des Zweikam­mer­sys­tems dem mod­er­nen Bun­desstaat zum Durch­bruch ver­half, aber schon in den vorherge­hen­den Jahrzehn­ten für eine echte Demokratie kämpfte (siehe Trox­ler 10). Heute müssen wir nicht mehr gegen aris­tokratis­che Regimes kämpfen. Der Blick hat sich geweit­et, und die ganze Welt tritt in den Fokus. Aber es ist offen­sichtlich, dass das demokratis­che Mod­ell weltweit gefährdet ist, und zwar zu einem guten Teil wegen “Big Mon­ey”. Konz­ern­ver­ant­wor­tungsini­tia­tive resp. Gegen­vorschlag sind ein klein­er, aber entschei­dend wichtiger Baustein dafür, dass die Demokratie nicht den prof­i­to­ri­en­tierten Inter­essen zum Opfer fällt.

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