Die Jun­ge SVP und mass­nah­men-kri­ti­sche Orga­ni­sa­tio­nen wie «Freun­de der Ver­fas­sung» oder «Mass-Voll» wol­len ver­hin­dern, dass der Bun­des­rat zu viel Macht bekommt und das Covid-Zer­ti­fi­kat zur «Zwei­klas­sen­ge­sell­schaft» führt. Es geht wie­der gegen das Covid-19-Gesetz.

Ins­ge­samt kamen über 187’000 Unter­schrif­ten zusam­men, wie die Initiant:innen stolz ver­kün­den. Sie begrün­den dies mit der Bun­des­ver­fas­sung (per­sön­li­che Frei­heit, kör­per­li­che Inte­gri­tät, usw.).

Doch:
Die Bun­des­ver­fas­sung schützt nicht nur die Rech­te der Ego­is­ten und Ego­is­tin­nen, die sich als »Mass-Voll«e »Verfassungsfreund:innen« und Jungässvaupeeler:innen aus­ge­ben. Die Ver­fas­sung schützt auch die Kin­der und Jugend­li­chen, die im Lau­fe des ers­ten Lock­downs zuguns­ten von vul­ner­ablen Men­schen auf Schul­un­ter­richt, Sport und Freund­schaf­ten ver­zich­ten mussten.
Denn in der Bun­des­ver­fas­sung steht auch:

Prä­am­bel
… im Bewusst­sein der gemein­sa­men Errun­gen­schaf­ten und der Ver­ant­wor­tung gegenüber den künftigen Gene­ra­tio­nen, …
… und dass die Stär­ke des Vol­kes sich misst am Wohl der Schwa­chen, …

Arti­kel 11
1 Kin­der und Jugend­li­che haben Anspruch auf beson­de­ren Schutz ihrer Unver­sehrt­heit und auf För­de­rung ihrer Entwicklung.

Arti­kel 41
c. Fami­li­en als Gemein­schaf­ten von Erwach­se­nen und Kin­dern geschützt und geför­dert werden;
g. Kin­der und Jugend­li­che in ihrer Ent­wick­lung zu selbst­stän­di­gen und sozi­al ver­ant­wort­li­chen Per­so­nen geför­dert und in ihrer sozia­len, kul­tu­rel­len und poli­ti­schen Inte­gra­ti­on unterstützt werden.

Arti­kel 67
1 Bund und Kan­to­ne tra­gen bei der Erfüllung ihrer Auf­ga­ben den beson­de­ren För­de­rungs- und Schutzbedürfnissen von Kin­dern und Jugend­li­chen Rech­nung.

Dass Kin­der und Jugend­li­che in den Lock­down-Zei­ten auf das gröbs­te ver­nach­läs­sigt wur­den, ist eines der schlimms­ten Ver­ge­hen in die­ser Zeit. Da ist die oft als Frei­heits­be­rau­bung dar­ge­stell­te Mas­ken­pflicht dage­gen ein Hennenschiss.

Was all die Refe­ren­dums­be­geis­ter­ten vergessen:
• Die Geimpf­ten schüt­zen nicht nur sich selbst, son­dern auch die Nicht­ge­impf­ten! Schon allei­ne dadurch, dass das Virus nicht wei­ter gras­siert und sich dar­um auch weni­ger mutiert. Und was Muta­tio­nen von Beta bis Del­ta bedeu­ten dürf­te all­ge­mein bekannt sein.
• Wenn die Viren wie­der über­hand­neh­men, ist eine Men­schen­grup­pe wie­der ver­mehrt gefähr­det, näm­lich die der Kin­der und Jugend­li­chen, für die noch kein Impf­stoff exis­tiert. Und die glei­che Grup­pe, die erwie­se­ner­mas­sen am stärks­ten psy­chisch unter der Pan­de­mie gelit­ten hat.
• Es gibt tat­säch­lich Men­schen, die aus medi­zi­ni­schen Grün­den nicht geimpft wer­den kön­nen. Für die­se Leu­te soll­ten wir uns imp­fen las­sen, damit die Anste­ckungs­ge­fahr für sie mög­lichst redu­ziert ist!

Oder wie die WOZ unter dem Titel “Imp­fen ist ein Pri­vi­leg” so schön schreibt:
»Woher kommt eigent­lich das Ver­ständ­nis für Men­schen, die sich nicht gegen Coro­na imp­fen las­sen wol­len? Jeder habe das Recht, selbst zu ent­schei­den, ob er sich schüt­zen wol­le, ist über­all zu lesen. Klar, es gibt ein Grund­recht auf Selbst­be­stim­mung, und die Imp­fung ist ein Ein­griff in die kör­per­li­che Inte­gri­tät. Den­noch ist die Sache kom­pli­zier­ter. Dass die drit­te Infek­ti­ons­wel­le gebro­chen wer­den konn­te, ist der Impf­kam­pa­gne zu ver­dan­ken. Ohne die Vak­zi­ne leb­ten wir noch immer im Aus­nah­me­zu­stand mit Lock­downs und har­ten Ein­schrän­kun­gen für das per­sön­li­che Leben.«

Für die Refe­ren­dums­be­geis­ter­ten ist das natür­lich klar die fal­sche Zei­tung. Sei’s drum.
Dass die­se Leu­te auch dage­gen anstür­men, dass das Covi-Zer­ti­fi­kat Vor­tei­le brin­gen kann, stösst bei die­sen Egoist:innen auf gros­se Ableh­nung. Sie dür­fen zwar öffent­li­che Räu­me und öffent­li­che Ver­kehrs­mit­tel ver­seu­chen, wol­len aber auch zu pri­va­ten Ver­an­stal­tun­gen völ­lig frei­en Zutritt haben. Dar­über haben aber nur die Ver­an­stal­ten­den zu entscheiden!

Dass per­sön­li­che Ent­schei­de auch per­sön­li­che Nach­tei­le mit sich brin­gen kön­nen, mögen die­se Leu­te nicht wahr­ha­ben und schwur­beln von einer Zwei-Klassen-Gesellschaft.
Da gäbe es für mich mehr Grün­de gegen eine Zwei-Klas­sen-Gesell­schaft zu sein. Dar­um kön­nen wir im Sep­tem­ber auch über die 99%-Initiative abstimmen.

 

Aus meiner Fotoküche 18
Einkommen. Unverdient! (1)

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