“Trump ging nach Washington, um den “Sumpf” auszutrocknen. Er war wie ein Westernheld aus diesen alten Filmen von John Ford, der glorreiche Revolvermann, dem die ängstlichen Dorfbewohner einen Sheriffstern anhaften, damit er sie vor der Bande des fetten Rinderbarons rettet. In den Filmen enden die Revolverhelden meistens tragisch. Sobald sie den Job gemacht haben, werden sie von den gleichen Dorfbewohnern davongejagt. Die Barone kehren zurück. So ein John Wayne der Politik ist Trump.”
Mit diesem Lamento endet das neue Editorial in der Weltwoche von — na ja, Sie wissen von wem. Es ist ein weiteres Beispiel für das tiefe Niveau, das man heute im Schweizer Journalismus finden kann, und es ist bezeichnend, dass der — na ja, Sie wissen wer — Westernhelden bemüht, um seine Verehrung für Donald, den Heilsbringer kund zu tun. Was Hollywood uns mit ihren “Western” vorgegaukelt hat, war das verbrämte und verlogene Bild einer brutalen Landbesitznahme durch die weissen Siedler. Und es ist bezeichnend, dass John Wayne damit nicht das geringste Problem hatte, als er 1971 in einem Playboy-Interview meinte: „Ich denke nicht, dass wir etwas falsch gemacht haben, als wir ihnen dieses große Land weggenommen haben […] Da waren eine Menge neuer Menschen, die viel Land brauchten. Die Indianer waren egoistisch und wollten es behalten.“
So kann man es natürlich auch sehen. Aber wer sich mit der Frage, wo die Egoisten sassen, etwas seriöser auseinandersetzen will, liest am besten mal das Buch des Luzerner Historikers Aram Mattioli “Verlorene Welten. Eine Geschichte der Indianer Nordamerikas”, — oder, sofern noch greifbar, die eindrücklichen Biografien indianischer Chiefs von Ernst Herzig, alias Ernie Hearting, wohnhaft in Kleinhüningen, der als einer der profundesten Kenner der Materie bis heute unterschätzt blieb, weil seine ausgezeichneten Recherchen unter dem Label “Jugendliteratur” liefen (Er besass zwei Wohnungen. In der einen lebte er mit seiner Frau. Die andere diente als Bibliothek für seine Fachliteratur)
Was macht man als Chefredaktor des kreativsten Wochenblattes der Schweiz — vor allem in Bezug auf die Wahrheit — , wenn sein verehrtes Idol von der Mehrheit der Dorfbewohner schnöde abgesetzt wurde? Hier das Rezept:
1. Man stellt den Wahlausgang in Frage:
“Niemand bestreitet, dass geschummelt wurde. Offen ist das Ausmass. Es war schon gespenstisch, wie in der Wahlnacht die Kurven für Biden auf einmal senkrecht nach oben schossen. Erstaunlich viele Tote sollen für den Senator aus Delaware gestimmt haben. In Pennsylvania öffnete der Gouverneur die Schleusen für spät eingereichte Briefwahlzettel. Wenig vertrauensbildend wirkte, dass sich die Republikaner den Zugang zu einigen Stimmlokalen gerichtlich erstreiten mussten. Das Thema Wahlbetrug ist nicht so ausserirdisch, wie Trump-allergische Medien behaupten. In Philadelphia musste erst kürzlich ein Offizieller deswegen ins Gefängnis.”
Huch — das riecht ja gewaltig nach Verschwörung!!! Den Vorwurf des Wahlbetrugs haben zwar mehrere US-Behörden inzwischen mehrfach zurückgewiesen, aber was soll’s: Was Donald tweetet, ist für die Weltwoche Evangelium.
2. Man macht besagte Dorfbewohner so schlecht wie möglich:
Die Demokraten sind “die schlechtesten Verlierer, die man sich vorstellen kann. Ihre Niederlage 2016 akezptierten sie nie. Den rechtmässig gewählten Präsidenten Trump verfolgten sie mit fabrizierten Geheimdienst-Dossiers und erfundenen Verschwörungen. Sogar ein Amtsenthebungsverfahren fädelten sie ein, erfolglos. Was die Nichtanerkennung von Wahlresultaten angeht, kennen Fantasie und Energie der Demokraten keine Grenzen.”
Noch nicht so ganz von der bodenlosen Bösartigkeit von Trumps Gegnern überzeugt?
Keine Angst, der Chefredaktor der kreativsten Zeitung der Schweiz setzt noch einen drauf : “Prominente Demokraten fordern schwarze Listen von “Trump-Ermöglichern” oder regen an, die republikanische Partei “kollektiv niederzubrennen”. Gut möglich, dass die von Biden versprochene Läuterung in eine Säuberung ausartet.”
Man reibt sich die Augen und fragt sich, auf welchem Planeten besagter Chefredaktor eigentlich lebt. Nach intensiver Recherche habe ich die Lösung gefunden: Er steckt mit Alex Jones, dem Chefredaktor von Infowars, und mit Steve Bannon, der gerade die Enthauptung des Immunologen Antony Fauci und des — übrigens von Trump eingesetzten — FBI-Direktors Christopher Wray gefordert hat, unter einer Decke!! — Oder habe ich jetzt gerade das Verschwörungsvirus, das in der Weltwoche seit langem rumort, tatsächlich auch noch eingefangen ;-)?
Hans-Jörg Beutter
Nov 15, 2020
die us-amerikanische verfassung ist zwar bezüglich wahlbestätigung (machtübergabe–transition) löchriger als ein schweizer käse – es gäbe noch diverse neuralgische punkte, wo ein bösartiger UND raffinierter aktueller regent (manche meinen: dieser illegale mietnomade) gefährlich eingreifen könnte.
zum grossen glück ist der grösste lügenbold aller zeiten in dieser amtsstube zusätzlich noch strunzdumm (intelligenzquotient im hohen einstelligen bereich).
und darum wird sein einziges echtes talent seine diktatorenansprüche letztlich verhindern: er ist ein selten prächtiger bankrottör, der konsequent all seine vorhaben grandios versemmelt.
wenigstens darauf ist verlass …
zum grossen glück!
und das verschwörungsblatt zu helvetien (seine schweizer fangemeinde): wird sich damit ähnlich final blamieren wie seine kultanhänger (die sich so herrlich mit seinen immensen loser-qualitäten identifizieren konnten).
man möge nicht im traum damit angedeutet wissen, das habe womöglich mit einem entfernt vergleichbaren intelligenzniveau zu tun …
😉
ueli kaufmann
Nov 15, 2020
Als Kind lernte ich, dass man sich über Behinderte, sei es körperlich oder geistig, nicht lustig macht.
Ich muss zugeben, dass dies manchmal schwer fällt.