Wer glaub­te, die Welt­wo­che wür­de ange­sichts der inner­ame­ri­ka­ni­schen Ent­wick­lun­gen in der letz­ten Zeit ihre Posi­ti­on gegen­über Donald Trump etwas hin­ter­fra­gen, muss­te sich eines Bes­se­ren beleh­ren las­sen: Sie singt in der neu­en Aus­ga­be kurz vor den Wah­len auf gan­zen 12 Sei­ten das hohe Lied des genia­len, uner­setz­ba­ren Lea­ders der west­li­chen Welt: Donald, der Heilsbringer!

Par­al­lel dazu ana­ly­siert der aktu­el­le Spie­gel in sei­ner Titel­ge­schich­te “Trumps Ame­ri­ka”, wie sich die vier Jah­re sei­ner Prä­si­dent­schaft auf die USA aus­ge­wirkt haben. Bei­de Zeit­schrif­ten zei­gen den ame­ri­ka­ni­schen Prä­si­den­ten auf einem Ses­sel thro­nend, — aber welch ein Unterschied!:

Links der staats­män­nisch, sou­ve­rän und majes­tä­tisch wir­ken­de Trump,  rechts ein ande­rer Trump, der es sich auf den Trüm­mern der ame­ri­ka­ni­schen Demo­kra­tie bequem macht. — Wer hat recht?

Nach den Lobes­hym­nen der Welt­wo­che greift sich die geneig­te Lese­rin und der geneig­te Leser an den Kopf ange­sichts der Tat­sa­che, dass man den alter­na­ti­ven Fak­ten und “Fake News” in der NYT oder der Washing­ton Post auch nur eine Sekun­de lang Glau­ben schenkte:

- Der Welt­wo­chejour­na­list Urs Geh­ri­ger, der eines Tages — man glaubt es kaum -, in Mar al Lago ganz in der Nähe Trumps dinie­ren durf­te!!, beti­telt sein Inter­view mit einem His­to­ri­ker mit “Ame­ri­kas Demo­kra­tie steht auf dem Spiel”, — aller­dings nicht ganz so, wie der Spie­gel meint: Es sei­en näm­lich die Demo­kra­ten, die bei einem all­fäl­li­gen Sieg Bidens die ame­ri­ka­ni­sche Demo­kra­tie gleich zu ihren Guns­ten umbau­en wür­den. (Dass die Repu­bli­ka­ner dar­an schon seit Jah­ren arbei­ten, sind ledig­lich ruf­schä­di­gen­de Gerüchte!)
— Der US-Bot­schaf­ter in Bern jubi­liert in “His­to­ri­sche Pre­mie­ren”, dass das Ver­hält­nis Schweiz-USA so eng sei wie seit Jahr­zehn­ten nicht mehr: “Die Ver­ei­nig­ten Staa­ten und die Schweiz sind auf einem his­to­risch bei­spiel­lo­sen Weg. Gemein­sam haben wir eini­ge der bis­lang ein­druck­volls­ten Erfol­ge seit dem Amts­an­tritt von Prä­si­dent Trump erzielt.” Da froh­lockt das Herz jedes auf­rech­ten Schwei­zers und man erin­nert sich stolz an die Tat­sa­che, dass letz­tes Jahr unser Bun­des­prä­si­dent Trump die Hand schüt­teln durfte!
— Es folgt in “Joe Biden und die Schweiz” die düs­te­re Visi­on: “Kommt wie­der ein Demo­krat ins Weis­se Haus, kann sich die Schweiz auf schwie­ri­ge Bezie­hun­gen zu den USA ein­stel­len.” Man erin­ne­re sich nur an die Frech­heit zwei­er demo­kra­ti­scher Regie­run­gen, die Schwei­zer Ban­ken wegen der nach­rich­ten­lo­sen Ver­mö­gen an den Pran­ger zu stel­len und alles dar­an zu set­zen, das Schwei­zer Bank­ge­heim­nis zu knacken!!
Dass Trump auch zum “Super­man der Welt­wirt­schaft” auf­ge­stie­gen ist — geschenkt. Noch viel ehren­vol­ler ist näm­lich der Ver­gleich Hans Rudolf Kramers zwi­schen Trump und Andrew Jack­son, “Old Hick­ory”, ein Hin­ter­wäld­ler, Mit­be­grün­der der Demo­kra­ti­schen Par­tei von heu­te, der mit sei­ner Kamp­fes­lust an Trump erin­nert. Er lieb­te Schlä­ge­rei­en und hat­te im Duell einen Mann getö­tet, der sei­ne Frau Rachel belei­digt hat­te. Jack­son trat für den “com­mon man” ein, wür­de heu­te als Popu­list stig­ma­ti­siert und been­de­te, wie er sel­ber sag­te, das Mono­pol einer Regie­rung durch Eli­ten.” Dazu passt auch bes­tens, dass Jack­son alles dar­an setz­te, das nutz­lo­se indi­ge­ne Gesin­del zu ver­trei­ben und auszurotten.

Trump ist aber nicht nur über­ra­gen­der Staats­mann, er ist auch ein Magi­er, der sei­ne Fans immer wie­der ver­zau­bert: “Dann über­tönt ein lan­den­der Jet die Jahr­markt­stim­mung. Die Haupt­at­trak­ti­on des Abends ist da. Als die berühm­tes­te Fri­sur der Welt auf­taucht, ist die Men­ge aus­ser sich. Alle sprin­gen auf und jubeln. … Es macht ihm sicht­lich Spass, sei­ne belei­di­gen­den Spitz­na­men her­un­ter­zu­spu­len. “Cry­in’Chuck” (Schu­mer), “Croo­ked Hil­la­ry” und — beson­ders beliebt — “Slee­py Joe”. Es ist, als wür­de ein Komi­ker, der genau weiss, wie er sein Publi­kum zur Eksta­se auf­dre­hen kann, sei­ne gröss­ten Hits ablie­fern. … Dann erklin­gen wie­der die Anfangs­tak­te von “Y.M.C.A””, alles tanzt und klatscht. Der mäch­tigs­te Mann der Welt macht mit, wirft die Arme hin und her und bewegt sogar Bei­ne und Hüf­te. Der per­fek­te Höhe­punkt, der erst endet, als Trump den Rück­weg zur “Air For­ce One” antritt.” — Hon­ni soit qui mal y pense!

Aber was ist mit dem “Fake News”-Spiegel-Artikel? Mit schlech­tem Gewis­sen bie­te ich unver­bes­ser­li­chen Zweif­lern an, sich hier die Titel­sto­ry auf eige­ne Gefahr herunterzuladen 😉

Betextete Gemälde: von Bussmann zu Grob
Simone Weil - Wanderin zwischen den Welten 8

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