Wer auch nur eini­ger­mas­sen bewusst durchs Leben geht, der rea­li­siert, dass sich die Welt von Jahr zu Jahr in eine immer inten­si­ve­re Umbruchs­pha­se hin­ein­be­wegt. Ein paar weni­ge Hin­wei­se sol­len genügen:

Nach dem Ende des jahr­zehn­te­lan­gen Ost-West-Kon­flikts “Kapi­ta­lis­mus ver­sus Kom­mu­nis­mus” ver­kün­de­te der ame­ri­ka­ni­sche Poli­tik­wis­sen­schaft­ler Fran­cis Fuku­ya­ma das “Ende der Geschich­te”. Das Gegen­teil trat ein. Allein schon das neue Auf­tre­ten Chi­nas auf der Welt­büh­ne mit sei­nem tota­li­tä­ren poli­ti­schen Sys­tem wird in den kom­men­den Jah­ren für gewal­ti­ge Erschüt­te­run­gen sor­gen. Demo­kra­ti­sche Gesell­schafts­mo­del­le  gera­ten wel­weit unter Druck.
Es wird immer offen­sicht­li­cher, dass die blin­de neo­li­be­ra­le Wirt­schafts­wal­ze die Mensch­heit frü­her oder spä­ter in eine klei­ne Schicht omni­po­ten­ter Eli­ten einer­seits und immer mehr ver­elen­den­de Mas­sen ande­rer­seits tei­len wird.
Die ein­sei­ti­ge Fixie­rung auf wirt­schaft­li­che Para­me­ter als ein­zig rele­van­te Fak­to­ren für das Wohl­erge­hen der Men­schen führt uns direkt in die Kli­ma­ka­ta­stro­phe, eine nicht wie­der gut zuma­chen­de Aus­beu­tung der natür­li­chen Res­sour­cen und die damit zusam­men­hän­gen­de Zer­stö­rung der Natur.
Die rasan­te Ent­wick­lung der KI (Künst­li­che Intel­li­genz) und die Mög­lich­keit der Mani­pu­la­ti­on des Erb­guts bei Pflan­ze, Tier und Mensch stellt uns vor ganz neue ethi­sche Her­aus­for­de­run­gen und birgt bei mani­pu­la­ti­ver Anwen­dung rie­si­ge Gefah­ren. Geor­ge Orwell lässt grüssen. 
Die Quan­ten­phy­sik erschüt­tert unser tra­di­tio­nel­les Welt­bild radi­kal. Der Gegen­satz “hier Mensch — dort Uni­ver­sum” beginnt sich aufzulösen.
Reli­giö­se Welt­bil­der sind eben­falls in einem rasan­ten Wan­del begrif­fen und pral­len oft auf­ein­an­der. Die tra­di­tio­nel­len christ­li­chen Kir­chen gera­ten in eine immer tie­fe­re Kri­se. Es kommt zu fun­da­men­ta­lis­ti­schen Regres­sio­nen und zu irgend­wel­chen wol­ki­gen “NewAge”-Bewegungen.
Covid19 kon­fron­tiert uns, ob wir wol­len oder nicht, ver­stärkt mit der Tat­sa­che, dass wir sterb­lich sind. Was ist der Tod?  Ist Bewusst­sein ledig­lich ein Epi­phä­no­men des Gehirns oder von unse­rem Gehirn unabhängig?
Gibt es so etwas wie “ein Jen­seits”, sub­til-mate­ri­el­le und imma­te­ri­el­le Daseins­ebe­nen? Gibt es ange­sichts von Mil­li­ar­den Gala­xien intel­li­gen­tes Leben im Kosmos?
Und die wohl wich­tigs­te Fra­ge: Was sind wir Men­schen denn eigent­lich, — ein­fach etwas kom­ple­xe­re Tie­re oder viel­leicht spi­ri­tu­el­le Wesen in einem mate­ri­el­len Körper?

Seit ein paar Jahr­zehn­ten ver­su­chen im Wes­ten klu­ge Köp­fe wie z.B. Ervin LászlóSta­nis­lav Grof oder Ken Wil­ber mit einer neu­en Sicht­wei­se auf Mensch und Welt uns Nor­mal­bür­gern und ‑bür­ge­rin­nen etwas Hil­fe­stel­lung für eine Neu­ori­en­tie­rung zu geben. Man fasst sie oft unter dem Begriff “inte­gra­le Theo­rie oder Phi­lo­so­phie” zusammen:

Als inte­gra­le Theo­rie, auch „inte­gra­les Den­ken“ oder „inte­gra­le Welt­sicht“ genannt, bezeich­net sich eine Schu­le von Welt­an­schau­un­gen, die sich um eine umfas­sen­de Sicht des Men­schen und der Welt, oft auch des Geis­ti­gen und Gött­li­chen ganz all­ge­mein, bemüht. Es han­delt sich nicht um ein­heit­li­che oder prä­zi­se Theo­rie im enge­ren Sin­ne, son­dern um einen Ver­such, eklek­tisch ver­schie­de­ne natur‑, human- und geis­tes­wis­sen­schaft­li­che Ansich­ten, sowie Ele­men­te prä­mo­der­ner, moder­ner und post­mo­der­ner, öst­li­che und west­li­che Welt­sich­ten, und spi­ri­tu­el­le Gedan­ken zu ver­ei­nen. (Wiki­pe­dia).

Der bekann­tes­te unter die­sen klu­gen Köp­fen ist heu­te wohl Ken Wilber:
Ken Wil­ber befasst sich mit der Zusam­men­füh­rung von Phi­lo­so­phie, Wis­sen­schaft und Reli­gi­on, den Erfah­run­gen der Mys­ti­ker und der Medi­ta­ti­on. … Sei­ne inte­gra­le Phi­lo­so­phie ori­en­tiert sich an fern­öst­li­chen Weis­heits­tra­di­tio­nen des Nicht-Dua­lis­mus und soll die­se weiterentwickeln.
Wil­ber beruft sich auf die Leh­ren von Plo­tin, Meis­ter Eck­hart, Sri Auro­bin­do, des deut­schen Idea­lis­mus, des Advai­ta-Vedan­ta-Hin­du­is­mus, des tibe­ti­schen Bud­dhis­mus, von Jean Geb­ser, Jür­gen Haber­mas, Jean Pia­get, Law­rence Kohl­berg, Arthur Koest­ler, Teil­hard de Char­din, Alfred North Whit­ehead, Cla­re W. Gra­ves, Rupert Sheld­ra­ke, Jid­du Krish­na­mur­ti und vie­len ande­ren. Er will die Stär­ken und Schwä­chen ver­schie­de­ner welt­an­schau­li­cher und phi­lo­so­phi­scher Rich­tun­gen auf­zei­gen und einen theo­re­ti­schen Rah­men ent­wi­ckeln, in dem ver­schie­de­ne Tra­di­tio­nen Platz haben. Des­halb trägt die­se Denk­rich­tung die Bezeich­nung „Inte­gra­le Theo­rie“. (Wiki­pe­dia)

Das Inte­gra­le Forum hat eine klei­ne Einführung in sein Werk publiziert.

Wil­bers 20 Bücher wur­den in 30 Spra­chen über­setzt. Bei uns wohl am bekann­tes­ten wur­den sei­ne Best­sel­ler “Eros, Kos­mos, Logos” und “Das Wah­re, Schö­ne, Gute”. Wer sich ohne gros­sen Auf­wand mit sei­ner Art zu den­ken und füh­len aus­ein­an­der­set­zen möch­te, dem sei sein per­sön­lichs­tes Buch “Mut und Gna­de: Die Geschich­te einer gros­sen Lie­be — das Leben und Ster­ben der Treya Wil­ber” wärms­tens emp­foh­len. Dar­in schil­dert er auf tief berüh­ren­de Wei­se ihren gemein­sa­men inne­ren Weg ange­sichts der töd­li­chen Krebs­er­kran­kung sei­ner Frau.

Wil­bers Ideen blie­ben nicht unum­strit­ten. Einer sei­ner kom­pe­ten­tes­ten Kri­ti­ker kommt aus Deutsch­land: der Phi­lo­soph Johan­nes Hein­richs. Aber auch Hein­richs ver­folgt einen inte­gra­len Ansatz, wie sein span­nen­der Arti­kel Ver­schie­de­ne Wege zur Wahr­heit  deut­lich macht.

Nach die­sem klei­nen Exkurs keh­ren wir in der nächs­ten Fol­ge zur Welt­wo­che, der Bibel und den “lie­ben Gott” zurück. In einer der letz­ten Aus­ga­ben wid­me­te sie näm­lich ihren Leit­ar­ti­kel der Fra­ge, inwie­fern die Anru­fung Got­tes in der Bun­des­ver­fas­sung: “Im Namen Got­tes des All­mäch­ti­gen” über­haupt noch sinn­voll sei. Die­sen Text wol­len wir etwas genau­er unter die Lupe neh­men, und zwar wie immer in einer Woche

am Don­ners­tag, den 15. April

Und hier ein wei­te­res india­ni­sches Gebet, dies­mal der Chi­no­ok:

The Garden is Rich

The gar­den is rich with diversity
With plants of a hund­red families
In the space bet­ween the trees
With all the colours and fragrances.
Basil, mint and lavender,
Gre­at Mys­te­ry keep my remem­bran­ce pure,
Raspber­ry, Apple, Rose,
Gre­at Mys­te­ry fill my heart with love,
Dill, ani­se, tansy,
Holy winds blow in me.
Rho­do­den­dron, zinnia,
May my pray­er be beautiful
May my remem­bran­ce O Gre­at Mystery
be as incen­se to thee
In the sac­red gro­ve of eternity
As I smell and remember
The anci­ent forests of earth.

 

Lebendige Birs 12
Die Weltwoche, Donald Trump und alternative Wahrheiten — Aufbruch zu neuen Horizonten 1

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