Trans­ka­pi­ta­lis­mus mit neo­feu­da­len Struk­tu­ren ver­sus sozi­al gerech­te und demo­kra­ti­sche Welt­ge­mein­schaft: Das ist die Alter­na­ti­ve, vor der wir heu­te ste­hen. Dem gesun­den Men­schen­ver­stand dürf­te wohl ein­sich­tig sein, in wel­che Rich­tung die Ent­wick­lung gehen soll­te, aber zum gröss­ten Teil unbe­wuss­te Denk­struk­tu­ren hin­dern uns dar­an, die­se Wahl nicht nur bewusst zu tref­fen, son­dern auch mit vol­ler Kraft zu ihrer Ver­wirk­li­chung beizutragen:
Kön­nen wir uns eine Welt­re­pu­blik als ganz rea­les Pro­jekt tat­säch­lich vorstellen?
Ist uns klar, dass der Begriff “Eigen­tum” ledig­lich ein tief in unse­rem Kopf ver­an­ker­tes Gedan­ken­kon­strukt ist?

Auf die­sen Fra­gen und Ein­sich­ten auf­bau­end, zieht Alex­an­der von Pech­mann am Schluss sei­nes Buches “Die Eigen­tums­fra­ge im 21. Jahr­hun­dert” Bilanz. Sie ist so wich­tig, dass sie hier in Gän­ze vor­ge­stellt wer­den soll.

Der Grund­ge­dan­ke der Arbeit, dass zur Bewäl­ti­gung der Mensch­heits­pro­ble­me des 21. Jahr­hun­derts in nor­ma­tiv-recht­li­cher Hin­sicht die Mensch­heit ins­ge­samt als Eigen­tü­mer der Erde anzu­er­ken­nen sei, muss …  ange­sichts der bestehen­den Eigen­tums- und Macht­ver­hält­nis­se als wirk­lich­keits­fremd sowie in logisch-ana­ly­ti­scher Hin­sicht als reich­lich will­kür­li­che Ver­knüp­fung von Dis­pa­ra­tem erscheinen.

Die­sen nahe­lie­gen­den Ein­wän­den möch­te ich ent­geg­nen, dass es bei der Beant­wor­tung der Eigen­tums­fra­ge nicht dar­um gegan­gen ist, vor­han­de­ne Eigen­tums­ord­nun­gen mög­lichst vor­stel­lungs- oder rea­li­täts­nah abzu­bil­den und zu unter­su­chen. In metho­di­scher Hin­sicht war der Aus­gangs­punkt viel­mehr die ana­ly­ti­sche Tren­nung des Eigen­tums als eines rein nor­ma­ti­ven Begriffs des Rechts von der Beschrei­bung der tat­säch­li­chen und kon­sta­tier­ba­ren Ver­hält­nis­se der Inbe­sitz­nah­me, um auf der Grund­la­ge die­ser Tren­nung des Nor­ma­ti­ven vom Deskrip­ti­ven nach der­je­ni­gen recht­li­chen Eigen­tums­ord­nung zu suchen, die den tat­säch­li­chen Ver­hält­nis­sen und ihren Her­aus­for­de­run­gen ange­mes­sen ist. 

Geht man davon aus, dass das von uns so genann­te »Sys­tem der Pro­duk­ti­on und Kon­sum­ti­on« erd­um­span­nend gewor­den ist, und dass es sich in sei­ner Dyna­mik sowohl in öko­lo­gi­scher wie sozia­ler Hin­sicht zuneh­mend als destruk­tiv erweist, dann muss man es in Hin­blick auf das Leben künf­ti­ger Genera­tio­nen als schlicht ver­ant­wor­tungs­los beur­tei­len, woll­te man wei­ter­hin dar­an fest­hal­ten, ein­zel­ne Men­schen oder Staa­ten recht­lich als Eigen­tü­mer und damit als sou­ve­rä­ne Trä­ger der ihnen zuge­hö­ri­gen Sache aus­zu­zeich­nen. Ange­sichts der rea­len Ver­hält­nis­se, so unse­re Schluss­fol­ge­rung, sind das Recht auf die pri­va­te Ver­fü­gungs­macht über den glo­bal pro­du­zier­ten Reich­tum wie auch das Recht der Staa­ten auf Sou­ve­rä­ni­tät über ihr jewei­li­ges Stück Erde der glo­ba­len Pro­blem­la­ge der Mensch­heit nicht nur unan­ge­mes­sen, son­dern erwei­sen sich in ihren Kon­se­quen­zen als destruk­tiv.

Wenn dem so ist, und wenn man an der Idee des Eigen­tums als Rechts­in­sti­tut wei­ter­hin fest­hält, dann kann ange­sichts der rea­len Ver­hält­nis­se nur eine Eigen­tums­ord­nung ange­mes­sen und effek­tiv sein, in der die Mensch­heit ins­ge­samt als die­je­ni­ge Rechts­per­son aner­kannt wird, der die glo­bal gewor­de­nen Ver­hält­nis­se als Sache inner­lich zuge­hört. Glo­ba­le Besitz­ver­hält­nis­se erzwin­gen glo­ba­le Eigentumsverhältnisse.

Fort­set­zung am kom­men­den Don­ners­tag, den 21. September

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