In den letzten Jahren gab es, wenn man den Abstimmungskampagnen glauben will, nur zwei Sorten von Initiativen:
Solche, die den KMU nützen und solche, die den KMU schaden. Oder etwas spitzer formuliert, die KMU-Keule schwang immer mit. Und die KMU-Keule besteht in der Regel aus Arbeitsplätzen.
Doch was sind denn eigentlich KMU?
Das Bundesamt für Statistik hat folgende Erklärung:
»KMU (kleine und mittlere Unternehmen) sind marktwirtschaftliche Unternehmen, die weniger als 250 Beschäftigte zählen. Grosse Unternehmen zählen 250 und mehr Beschäftigte. KMU teilt man in die folgenden Grössenklassen ein:
Mikrounternehmen 1 bis 9 Beschäftigte
Kleine Unternehmen 10 bis 49 Beschäftigte
Mittlere Unternehmen 50 bis 249 Beschäftigte«
In der Schweiz gab es 2018 folgende marktwirtschaftlichen Unternehmen und Beschäftigte nach Grössenklassen:
Quelle: Statistik der Unternehmensstruktur STATENT, Stand der Daten: 28.08.2020
Je ein Drittel der Unternehmen gehören einer der drei Grössenklassen an. Sie beschäftigen also ganz schön viele Menschen. Rund 3 Millionen Beschäftigte.
Lassen wir einmal die Mikrounternehmen beiseite, sind es rund 60’000 KMUs.
Bei den 1679 grossen Unternehmen sind rund 1,5 Millionen Menschen beschäftigt.
Nur sagt nie jemand, wieviele der 60’000 KMUs jeweils von einer Initiative tatsächlich betroffen sind.
Achtung, Beispiel mit fiktiven Zahlen, da die realen Zahlen schlicht und einfach aus keiner Statistik ersichtlich sind:
Wenn also z.B. nur 10 KMUs z.B. mit Gold aus Kinderarbeit Handel betreiben und vielleicht 50 KMUs wichtige Bestandteile für die Rüstungsindustrie herstellen, dann sind das ganz grosszügig gerechnet 59’000 von 60’000 KMUs die betroffen wären.
Darf man dann wirklich sagen »Schweizer Gewerbe zerstören?« oder »Die sogenannte Konzern-Initiative trifft alle Unternehmen, auch KMU?« oder »Das Ziel der Initiative sei zwar gut, “der Ansatz jedoch falsch” und die Wirkung für die KMU wäre fatal?«.
Bei beiden Initiativen soll dank der KMU-Keule der Eindruck vermittelt werden, nicht die Grosskonzerne seien vor allem die Leidtragenden, sondern die kleine Bude um die Ecke. Dort sollen bei einer Annahme Arbeitsplätze gefährdet sein. Ironie Anfang: »Ist doch herzig, wenn man der kleinen Bude hilft« :Ironie Ende.
Muss ich vielleicht als »Linksradikaler« bald nach Moskau auswandern?