Letzte Woche wurde bekanntgegeben, dass das Verstreuen der kremierten sterblichen Überreste auf dem Rhein neu bewilligungsfrei ablaufen kann. Der Friedhof wird immer unpopulärer. Und das nicht nur, weil die Landeskirchen ihre Mitglieder in Scharen mit fragwürdigen Fussmassagen oder christlichen Zionistinnen verscheuchen, sondern weil das Konzept des Orts der letzten Ruhe ohnehin etwas veraltet zu sein scheint.
Auch der Birsfelder Friedhof ist nicht mehr so gut besetzt wie auch schon. Die aufdringlichen Grabsteinverkäufer werden ihre kunstvolle Ware nicht mehr so einfach los. Der Trend hin zum Gemeinschaftsgrab oder eben zur individuellen Beisetzung auf dem Rhein, im Wald, auf der Sonnenterasse der Lieblings-Bar des Verblichenen oder sonstwo wird sich noch verstärken.
Natürlich ändert sich damit auch der Infrastrukturbedarf. Und da darf man sich fragen, ob es wirklich sinnvoll ist, CHF 3,1 Mio. in eine solche zu investieren. Das möchte der Gemeinderat anlässlich der September-Gemeindeversammlung nämlich vorschlagen. Die Abdankungshalle inkl. Nebenräume soll für diesen Betrag saniert werden.
Das ist ein ziemlicher Brocken. Vor allem wenn man sich daran zurückerinnert, dass der Spitzenbauverwalter, der vor ein paar Jahren in unserer Gemeinde wirkte, schon mit einem Kredit über CHF 500’000.- scheiterte. Die Zustandsanalyse einer externen Firma, die als Grundlage diente, sieht zwar einen Sanierungsbedarf. Damals waren die vorgeschlagenen Arbeiten aber erfolgreich angezweifelt worden.
Und nun sollen im neuen Vorschlag über CHF 3 Mio investiert werden. Wir erinnern uns ebenfalls, dass der oben erwähnte Ex-Mitarbeiter für das doppelte dieses Betrags das Sternenfeldschulhaus sanieren wollte. Wenn man in Betracht zieht, dass die Sanierung des Schulhauses nun über das Doppelte kosten wird, relativiert sich das Ganze. Aber trotzdem gibt es viele Fragezeichen. Die Nutzungsintensität für Abdankungen wäre einmal das erste.
Das zweite Fragezeichen liefert die Flachdachsanierung. Ein Teil wurde 1999 gemacht (Betrag unbekannt), ein weiterer Teil im 2013 für CHF 76’541.10. Und nun gibt es also wieder einen Dachschaden, dessen Behebung rund CHF 370’000.- kosten soll. Ein stolzer Betrag, wenn man bedenkt, dass die schon einmal andiskutierte, zu prüfende Photovoltaikanlage da nicht inbegriffen ist.
Doch es geht noch weiter. Der Friedhofsbetrieb ist vom danebenliegenden Werkhof offenbar getrennt, denn es gibt separate Räume. So auch eine Garderobe. Für den Friedhofunterhalt schauen nach unserem Wissensstand 1–2 Mitarbeitende. Neu soll es geschlechtergetrennte Garderoben geben, was selbstverständlich sein sollte. Weshalb beide Garderoben aber inkl. Duschen und WC für je 3 Personen ausgestaltet werden sollen, bleibt etwas schleierhaft. Hier wäre auf jeden Fall eine gemeinsame Lösung mit dem Werkhof und Wasserwerk zu planen und umzusetzen.
Vom geplanten Lift für CHF 120’000.- in den Kellerraum wollen wir wegen des Birsfelder Lift-Traumas lieber nicht schreiben. Dafür dann aber noch vom Architektenhonorar von CHF 325’000. Die Gemeinde hat ja bekanntlich keine eigenen Fachleute, die so einen Bau begleiten könnten, also muss diese Leistung eingekauft werden. Und das ist doch schon recht teuer. Wir schauen in die SIA-Empfehlungen von 2016, um zu schauen, wieviele Stunden Leistung man für dieses Geld erhält. Wenn wir die Beispiele richtig verstehen und den mittleren Stundensatz von CHF 162.- mit einer Anforderung von 0.8 berechnen, kommen wir auf 2’500 Stunden. Damit wird also für 16 Monate eine externe Person zu 100% damit beschäftigt sein, dieses Projekt für die Gemeinde zu planen und durchzuführen.Vielleicht wird es ja ein bisschen weniger, wenn man die Vorlage vernünftig redimensioniert.
Die kompletten Zahlen und Ausführungen zur Vorlage finden Sie in den Erläuterungen ab Seite 5. Vielleicht haben Sie ja auch noch Ideen.
Franz Büchler
Sep. 11, 2019
… und wecken mich aus düstrem Traum …
Hans Kästli
Sep. 11, 2019
Richtig erhellend solche Ueberlegungen und Erläuterungen -
vielen Dank — Hans Kästli
Betty C.
Sep. 13, 2019
Genial, lustig und — sehr luzide !
Danke — Florian Dettwiler, ich habe selten so gelacht über einen Beitrag hier im Blog ! Weshalb eigentlich so selten ? we want more …