Die Impfstoffverteilung und die Impfstoffproduktion hinken den Bedürfnissen hinten nach. Wahrscheinlich gewollt. Das Birsfälderpünggtli hat auch schon darüber berichtet.
Es war ein großartiger Vorschlag von Costa Rica:
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) solle das Wissen und die notwendigen Technologien zu Covid-19 bündeln, damit Produkte schneller entwickelt werden und nach Zulassung allen Menschen weltweit zur Verfügung stehen. So wurde der COVID-19 Technology Access Pool (C‑TAP) von der WHO aus der Taufe gehoben. Allerdings mit mässigem Erfolg. Big Pharma takes it all.
Der COVID-19 Technology Access Pool hat sich fünf Ziele gesetzt, die für eine schnelle Produktentwicklung und Versorgung wichtig sind:
• Gensequenzen und Daten öffentlich verfügbar zu machen, um die Forschung zu beschleunigen;
• Transparenz bei den Studienergebnissen herzustellen, damit es Klarheit über die besten Produkte gibt;
• Regierungen und andere Geldgeber sollen ihre Zahlungen an Firmen und ForscherInnen an Bedingungen knüpfen: gerechter Zugang, günstige Preise und eine vollständige Veröffentlichung wissenschaftlicher Daten;
• Produktentwickler sind aufgefordert, ihre Covid-19-Technologien, geistigen Eigentumsrechte und Daten freiwillig in den Patentpool einzubringen, um eine schnelle und kostengünstige Generikaproduktion zu ermöglichen;
• Offene Innovationsmodelle und Technologietransfer zu fördern, um eine lokale Produktion zu ermöglichen und lokale Versorgungsstrukturen zu stärken.
Die Federführung für den Access Pool liegt bei der WHO. Dabei wird auf etablierte Strukturen wie den Medicines Patent Pool zurückgegriffen, der 2010 gegründet wurde und inzwischen eine ganze Reihe von Patenten für etliche lebenswichtige Therapien gegen HIV, TB, Malaria u.a. bündelt.
Aber im Moment steht alles still. Vor allem die reichen Staaten klemmen in Europa, vor allem Deutschland und die Schweiz.
Es geht wie bei allen Medikamenten: Big Pharma takes it all.
Dazu hat Public Eye mit Partnern eine gute Übersicht geschaffen. Sie finden sie hier.
Die Gegner:innen dieser »Patentaussetzung« argumentieren, dass niemand mehr in Impfstoffe investieren würde, wenn darauf keine Patente möglich wären … so z.B. Deutschland und die Schweiz. Wer investiere, solle auch die Früchte ernten. Hat das liberale Gewissen Europas gesprochen? Big Pharma takes it all.
Dazu schreibt die WOZ — also es isch eso:
»Seit dem ersten erfolgreichen mRNA-Versuch 1990 an der Uni Wisconsin haben Staaten Abermilliarden in die Forschung gesteckt. Einer der entscheidenden Durchbrüche gelang 2005 der Universität von Pennsylvania, ein zweiter 2016 an den staatlichen US-National Institutes of Health.
Moderna und Biontech, die erst vor gut zehn Jahren einstiegen, haben diese Forschung einfach übernommen und bis 2020 gerade mal ein bis zwei Milliarden US-Dollar dafür investiert. Der gefeierte Biontech-CEO Ugur Sahin hat einen Grossteil der mRNA-Technologie von der Universitätsklinik Mainz übernommen, wo er Professor für Onkologie ist. Das schreibt das Dekanat auf Anfrage. Hinzu kommen 2,7 beziehungsweise 4,2 Milliarden US-Dollar, die Deutschland und die USA allein 2020 Biontech und Moderna zur Entwicklung eines Impfstoffs gezahlt haben. Einfach so, geschenkt.
Dass die öffentliche Hand dafür nichts erhält, stört die Regierungen Deutschlands und der Schweiz als Hüterinnen des Liberalismus offenbar nicht. Liberalismus, wie sie ihn verstehen, dient offensichtlich vielmehr dazu, die Privatisierung öffentlichen Wissens im Interesse weniger Firmen zu rechtfertigen. Um die Früchte ihrer Investitionen braucht sich niemand zu sorgen: Biontech verkündete allein für das erste Quartal einen Gewinn von 1,1 Milliarden Euro. Sahin ist dank explodierendem Aktienkurs innert Monaten zum Multimilliardär aufgestiegen.«
Seit US-Präsident Biden verkündet hat, dass sich die USA bei der WTO für die Aussetzung der Patente aussprechen, scheint wieder etwas Hoffnung vorhanden … Warzab heisst das Mittel.