Bern, 03.12.2021 — Ab Mon­tag, 6. Dezem­ber 2021, wird in der Schweiz die Zer­ti­fi­kats- und Mas­ken­pflicht aus­ge­wei­tet, die Home-Office-Emp­feh­lung ver­stärkt sowie die Gül­tig­keit von Anti­gen-Schnell­tests ver­kürzt. Aus­ser­dem erhal­ten zer­ti­fi­kats­pflich­ti­ge Ver­an­stal­tun­gen und Ein­rich­tun­gen die Mög­lich­keit, den Zutritt auf geimpf­te und gene­se­ne Per­so­nen zu beschrän­ken und damit auf die Mas­ken­pflicht zu ver­zich­ten. Dies hat der Bun­des­rat nach Kon­sul­ta­ti­on der Kan­to­ne, der Sozi­al­part­ner und der zustän­di­gen Par­la­ments­kom­mis­sio­nen an sei­ner Sit­zung vom 3. Dezem­ber 2021 ent­schie­den. Er reagiert damit auf die star­ke Zunah­me von Covid-19-Pati­en­tin­nen und ‑Pati­en­ten in den Spi­tä­lern und auf das Auf­tre­ten der neu­en Omi­kron-Virus­va­ri­an­te. Die neu­en Mass­nah­men sind bis am 24. Janu­ar 2022 befris­tet. Zudem gilt bei der Ein­rei­se eine ver­schärf­te Test­pflicht. Dafür wer­den ab mor­gen 4. Dezem­ber 2021 alle Län­der von der aktu­el­len Qua­ran­tä­ne­lis­te gestrichen.

Die Infek­tio­nen neh­men seit eini­gen Wochen stark zu. Neben loka­len Aus­brü­chen haupt­säch­lich in Schu­len sowie in Alters- und Pfle­ge­hei­men brei­tet sich das Virus auch wie­der in der brei­ten Bevöl­ke­rung aus. In den letz­ten Wochen ist auch die Zahl der schwe­ren Erkran­kun­gen und damit der Druck auf den Inten­siv­sta­tio­nen wie­der stark gestie­gen. Bei Geimpf­ten und Gene­se­nen ist der Ver­lauf der Infek­ti­on in der Regel milde.

Der Bun­des­rat beur­teilt die Situa­ti­on der­zeit als sehr kri­tisch. Das Auf­tre­ten der Omi­kron-Vari­an­te stellt zudem neue Anfor­de­run­gen an die Pan­de­mie­be­kämp­fung. Die Vari­an­te wur­de am 26. Novem­ber 2021 von der WHO als besorg­nis­er­re­gend ein­ge­stuft. Es ist davon aus­zu­ge­hen, dass sie hoch anste­ckend ist, und es ist mög­lich, dass auch Per­so­nen ange­steckt wer­den kön­nen, die gegen die Del­ta-Vari­an­te immun sind. Unklar ist auch, wie gut die Imp­fung vor schwe­ren Ver­läu­fen schützt und wie gefähr­lich die neue Vari­an­te ist.

Ziel: Spi­tä­ler entlasten 
Mit den ver­stärk­ten Mass­nah­men will der Bun­des­rat die Anste­ckun­gen mit der Del­ta-Vari­an­te redu­zie­ren, damit die Spi­tal­struk­tu­ren so gut wie mög­lich ent­las­tet wer­den. Die Mass­nah­men sind vor­erst bis am 24. Janu­ar 2022 befris­tet. Um die Spi­tä­ler zu ent­las­ten, bleibt die Imp­fung das bes­te Mit­tel. Wich­tig ist zudem die rasche Auf­fri­schimp­fung. Der Bun­des­rat hat fol­gen­de Mass­nah­men beschlossen:

Aus­wei­tung der Zertifikatspflicht
Das Zer­ti­fi­kat belegt, dass jemand geimpft, gene­sen oder nega­tiv getes­tet ist (3G). Es redu­ziert das Über­tra­gungs­ri­si­ko stark. Die Zer­ti­fi­kat­splicht gilt neu in Innen­räu­men für alle öffent­li­chen Ver­an­stal­tun­gen sowie für alle sport­li­chen und kul­tu­rel­len Akti­vi­tä­ten von Lai­en. Die bestehen­de Aus­nah­me für bestän­di­ge Grup­pen unter 30 Per­so­nen wird auf­ge­ho­ben. Zudem gilt neu bei Ver­an­stal­tun­gen im Frei­en bereits ab 300 Teil­neh­men­den eine Zer­ti­fi­kats­pflicht. Bis­her lag die Gren­ze bei 1000 Teilnehmenden.

Erfah­run­gen zei­gen, dass das Risi­ko einer Anste­ckung im pri­va­ten Rah­men beträcht­lich ist. Bei Tref­fen im Fami­li­en- und Freun­des­kreis in Innen­be­rei­chen gilt künf­tig ab 11 Per­so­nen die dring­li­che Emp­feh­lung, das Zer­ti­fi­kat ein­zu­set­zen. Für den Bun­des­rat ist es wich­tig, dass die Bevöl­ke­rung im pri­va­ten Bereich, ins­be­son­de­re an Fami­li­en­an­läs­sen, beson­ders vor­sich­tig ist.

Aus­wei­tung der Maskenpflicht
Die Mas­ke hat sich als ein­fa­ches und kos­ten­güns­ti­ges Mit­tel bewährt, um die Über­tra­gung des Virus zu ver­hin­dern. Eine Mas­ken­pflicht gilt drin­nen neu über­all dort, wo eine Zer­ti­fi­kats­pflicht gilt — aus­ser bei pri­va­ten Treffen.

Mög­lich­keit zur Beschrän­kung auf 2G
Wo Mas­ken­tra­gen nicht mög­lich ist, ist beson­de­re Vor­sicht gebo­ten. Es gel­ten des­halb Ersatz­mass­nah­men: eine Sitz­pflicht für die Kon­su­ma­ti­on im Restau­rant oder das Erhe­ben der Kon­takt­da­ten bei Kul­tur- und Sport­ak­ti­vi­tä­ten wie Chor­pro­ben oder Hallentrainings.

Alle öffent­li­chen Ein­rich­tun­gen mit Zer­ti­fi­kats­pflicht sowie alle Ver­an­stal­tun­gen innen und aus­sen haben zudem die Mög­lich­keit, den Zutritt auf geimpf­te und gene­se­ne Per­so­nen (2G) zu beschrän­ken und auf eine Mas­ken­pflicht zu ver­zich­ten Geimpf­te und gene­se­ne Per­so­nen sind deut­lich weni­ger anste­ckend und nach einer Anste­ckung mit einer sehr hohen Wahr­schein­lich­keit von einem schwe­ren Ver­lauf oder einer Hos­pi­ta­li­sa­ti­on geschützt. Zu die­sem Zweck muss die Prüf-App für die Covid-Zer­ti­fi­ka­te erwei­tert wer­den. Die­se Anpas­sung wird erst per 13. Dezem­ber 2021 zur Ver­fü­gung ste­hen. Bis dann müs­sen die Betrei­ber der Ein­rich­tun­gen oder die Ver­an­stal­ter manu­ell prü­fen, ob die ent­spre­chen­de Per­son geimpft oder gene­se­nen ist. Ein frei­wil­li­ger Ein­satz der 2G-Regel wur­de in der Kon­sul­ta­ti­on gewünscht, unter ande­rem weil etwa in Dis­cos ein Betrieb mit Sitz­pflicht bei Kon­su­ma­ti­on nicht wirt­schaft­lich sei.

Dring­li­che Home-Office-Empfehlung
Um die Kon­tak­te am Arbeits­platz zu redu­zie­ren, gilt eine dring­li­che Home-Office-Emp­feh­lung. Zudem müs­sen alle Mit­ar­bei­ten­de in Innen­räu­men eine Mas­ke tra­gen, in denen sich meh­re­re Per­so­nen auf­hal­ten. Die gros­se Mehr­heit der Kan­to­ne und der Sozi­al­part­ner hat sich gegen eine Home-Office-Pflicht aus­ge­spro­chen. Eine ver­bind­li­che Rege­lung hät­te epi­de­mio­lo­gisch den stär­ke­ren Effekt als die Empfehlung.

Beschrän­kung der Gül­tig­keits­dau­er der Testzertifikate 
Die Gül­tig­keits­dau­er der Anti­gen-Schnell­tests wird von 48 Stun­den auf 24 Stun­den redu­ziert — ab dem Zeit­punkt der Pro­be­ent­nah­me. Die kür­ze­re Gül­tig­keit erhöht die Aus­sa­ge­kraft der Test­re­sul­ta­te; die Zeit­dau­er, in wel­cher Per­so­nen mit gül­ti­gem Test­zer­ti­fi­kat infek­ti­ös wer­den kön­nen, wird dadurch stark redu­ziert. PCR-Tests sind nach wie vor 72 Stun­den gültig.

Auf­he­bung der Kapazitätsbeschränkungen 
Gemäss einer Vor­ga­be des Covid-19-Geset­zes sind Kapa­zi­täts­be­schrän­kun­gen für öffent­lich zugäng­li­che Ein­rich­tun­gen und Betrie­be sowie Ver­an­stal­tun­gen und pri­va­te Zusam­men­künf­te auf­zu­he­ben, sobald der impf­wil­li­ge erwach­se­ne Teil der Bevöl­ke­rung «aus­rei­chend geimpft» ist. Die­se Bestim­mung hat das Par­la­ment im Rah­men der Bera­tun­gen in der Som­mer­ses­si­on 2021 beschlos­sen. Nach den Anstren­gun­gen der Kan­to­ne und des Bun­des im Zusam­men­hang mit der Impf­wo­che, muss davon aus­ge­gan­gen wer­den, dass die impf­wil­li­gen Per­so­nen ab 12 Jah­ren in der Schweiz geimpft sind. Dem Bun­des­rat ist es auf­grund der Vor­ga­be des Covid-19-Geset­zes nicht mehr mög­lich, aus epi­de­mi­scher Sicht wün­schens­wer­te Kapa­zi­täts­be­schrän­kun­gen anzu­ord­nen, nament­lich in Innen­räu­men. Des­halb wer­den die ver­blei­ben­den Kapa­zi­täts­be­schrän­kun­gen auf­ge­ho­ben, etwa für reli­giö­se Zusam­men­künf­te, im Bil­dungs­be­reich und für Ver­an­stal­tun­gen draus­sen. Die Kan­to­ne kön­nen wei­ter­hin Kapa­zi­täts­be­schrän­kun­gen vorsehen.

Ver­zicht Test­pflicht an Schulen
Der Bun­des­rat ver­zich­tet nach der Kon­sul­ta­ti­on dar­auf, alle Schu­len der obli­ga­to­ri­schen Schu­len und der Sekun­dar­stu­fe II zu ver­pflich­ten, repe­ti­ti­ve Tests anzu­bie­ten. 17 von 26 Kan­to­nen lehn­ten eine sol­che Ver­pflich­tung ab. Der Bun­des­rat ist von der Wirk­sam­keit repe­ti­ti­ver Tests über­zeugt. Mit die­sen kön­nen Anste­ckun­gen früh ent­deckt und Über­tra­gungs­ket­ten unter­bro­chen wer­den. Damit wird auch die Gefahr redu­ziert, dass Schu­len geschlos­sen oder gan­ze Klas­sen in den Fern­un­ter­richt geschickt wer­den müssen.

Zusam­men­ar­beit von Bund und Kan­to­nen bestätigt 
Fast alle Kan­to­ne sind mit den stra­te­gi­schen Grund­sät­zen der Zusam­men­ar­beit von Bund und Kan­to­nen, die im Okto­ber 2020 ver­ein­bart wur­den, wei­ter­hin ein­ver­stan­den. Eine gros­se Mehr­heit ist zudem bereit, wei­ter­ge­hen­de Mass­nah­men zu ergrei­fen, falls die Mass­nah­men auf Bun­des­ebe­ne auf­grund von regio­nal aus­ge­präg­ten Ver­än­de­run­gen nicht aus­rei­chen sollten.

Ein­rei­se: Qua­ran­tä­ne auf­ge­ho­ben, Test­pflicht verstärkt 
Der Bun­des­rat hat an sei­ner Sit­zung auch die Ein­rei­se­be­stim­mun­gen geän­dert. Ab mor­gen Sams­tag, 4. Dezem­ber 2021, wer­den sämt­li­che Län­der von der Qua­ran­tä­ne­lis­te gestri­chen. Um die Ein­schlep­pung der neu­en Omi­kron-Vari­an­te wei­ter­hin mög­lichst zu ver­hin­dern, gilt bei sämt­li­chen Ein­rei­sen in die Schweiz neu ein ver­schärf­tes Test­re­gime. Die­se Test­pflicht gilt auch für geimpf­te und gene­se­ne Per­so­nen. Neben einem PCR-Test vor der Ein­rei­se ist ein zwei­ter Test (PCR-Test oder Anti­gen­schnell­test) zwi­schen dem vier­ten und dem sieb­ten Tag nach der Ein­rei­se durch­zu­füh­ren. Mit die­sem Test wird sicher­ge­stellt, dass infi­zier­te Per­so­nen, die sich kurz vor oder wäh­rend der Rei­se mit dem Virus
ange­steckt haben, erkannt wer­den. Die Test­kos­ten müs­sen von den Ein­rei­sen­den sel­ber getra­gen werden.

Nicht geimpf­ten Dritt­staats­an­ge­hö­ri­gen, die aus Risi­ko­län­dern oder ‑regio­nen in den Schen­gen-Raum ein­rei­sen wol­len, wird die Ein­rei­se in die Schweiz für vor­über­ge­hen­de Auf­ent­hal­te ohne Erwerbs­tä­tig­keit bis zu 90 Tagen inner­halb eines Zeit­raums von 180 Tagen — abge­se­hen von gewis­sen Aus­nah­men (Här­te­fäl­le) — ver­wei­gert. Betrof­fen sind ins­be­son­de­re Tou­ris­mus- und Besuchs­auf­ent­hal­te. Die Lis­te der Risi­ko­län­der und Regio­nen ist im Anhang 1 der Covid-19-Ver­ord­nung 3 auf­ge­führt. Sie wird unter Berück­sich­ti­gung der Emp­feh­lun­gen der EU-Kom­mis­si­on für die Schen­gen-Staa­ten lau­fend aktualisiert.

Die Reichsidee 18
Tür.li 4 (2021)

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