Zweiklassengesellschaf?. Das muss ja ein völlig blödsinniger Artikel im Blick gewesen sein, der immerhin sechs Leserbriefe und deren Veröffentlichung provoziert, deren Verfasser guten Glaubens sind, dass der Blick sich nicht irrt.
Sie glauben dem von der Auflage immer noch stärksten Tageszeitung der Schweiz, offenbar jeden Blödsinn, obwohl sie selbst vermutlich zu Wählern der kantonalen und eidgenössischen Volksvertreter gehören.
Der nachsichtige Leser sagt, die wissen es halt nicht besser, wobei er die Leserbriefschreiber meint. Klar, er hat recht, wer sich nur mit Blick oder 20 Minuten informiert, neigt nur zur politaktuellen Verblödung. Bewusst schreibe ich nur. Ich befürchte je länger je mehr, und das ist Absicht der Blick-Redaktion. Absicht: dauernd und langfristig ein allgemeines Politiker-Bashing zu lancieren. Politiker sind entweder gekauft oder Käufer ihrer Parlamentspräsenz. Dann bezeichnen sie das Parlament als Schwatzbude, Alles schon da gewesen, seit der Weimarer Republik, alles bekannt, auch, was dann folgte.
Zur Klarstellung: In der Schweiz gibt’s keine Listenplätze, allenfalls Plätze auf einer Liste.
Diese erreicht ein Kandidat durch Abstimmungen in parteiinternen Gremien, in der Regel anschliessend zu einer demokratischen Wahl, Platzierung durch das Alphabet.
Es gibt Ausnahmen, über die eine Parteiversammlung entscheidet. Z.B. Frauen werden bevorzugt, oder Bisherige werden bevorzugt. Auf der Liste zuoberst empfohlen. Häufig bei kleineren Parteien in Ermangelung von genügend Kandidaten, eine Liste zu füllen. Bei grösseren Parteien geschieht dies durch Kandidaten, die sich der Partei als Listenfüller zur Verfügung stellen.
Bringt aber nichts, es sei denn, die Namen werden kumuliert. Aber auch dann, kann der engagierte und informierte Wähler Namen streichen.
Weiter gibt es hierzulande die Möglichkeit zu panaschieren, d,h, einen Kanditaten der Liste 1,2,3, zu streichen, statt dessen einen Kanididaten der Liste 4,5,6, einzusetzen. Parteien hassen das, und auch in den Wahlbüros ist das weniger beliebt.
Vom Wahlreglement her gibt es keine Möglichkeit, sich einen Wahlerfolg zu kaufen, selbst Milliardäre wie Blocher, mussten das einsehen. Spenden an die Partei sind eine andere Sache, und wie die Parteien mit der Veröffentlichung von Spenden umgehen, ist nochmals eine andere Sache.
Anders bei unserem nördlichen Nachbarn. Dort gibt es Listenplätze. Wer zuoberst auf der Liste des Bundeslandes, des Wahlkreises steht, ist gewählt. Dann gehts nach unten und gewählt ist, der nach Auszählung der Stimmen unter den zustehenden Plätzen seiner Partei steht. Je weiter oben, umso wahrscheinlicher die Wahl. Aber auch da findet zuvor eine parteiinterne Abstimmung statt. Ob dort Geld im Spiel ist, weiss ich nicht.
Die Blick-Redaktion aber sollte sich überlegen, ob sie weiter unsere Demokratie zur Sau machen will, oder ihre Leser tatsächlich richtig informiert und nicht zu absurden und uninformierten Lesermeinungen wie die folgenden provoziert:
Herr Michael.M. aus Ostermundigen:
„Nur wer Geld hat, hat in der Politik etwas zu sagen. Hier entsteht die Zweiklassengesellschaft.“
E. von B. zitiert den Kommunisten Rudolf Farner:
„Für eine Million mache ich aus einem Kartoffelsack einen Bundesrat“.
Peter R. aus Goldach:
„Nicht die Fähigsten gehen nach Bern, sondern jene, die es verstanden haben, das nötige Geld zu organisieren“.
Hans-Peter B aus Bärau:
„…habe mich schon lange gefragt, warum so viel Laienpolitiker einen Platz im Nationalrat einnehmen können, mit dem wenigen Wissen, das sie vorzuweisen haben.“
Ernst R. aus Weinfelden:
„In der Schweiz leben wir schon seit längerem in einer Bananenrepublik.“
Felix Z. aus Genf:
„Man traue keinem Politiker. … Und dann fragen sich Gewisse, warum die Bevölkerung nicht mehr abstimmen und wählen geht.“
Es ist einfach peinlich, wie die Redaktion einer Schweizer Tageszeitung ihre eigenen Leser als uninformierte Dummköpfe der Schweiz vorführt.