Die Gemeinde hat Ende August über die «Gesamtentwicklung» in einem Infoanlass die Birsfelder*innen auf den neusten Stand gebracht. In einer losen Serie kommentieren wir in den nächsten Wochen, was uns so aufgefallen ist.
Heute: Mut zur Lückenfüllung
Das spannende Projekt Hardstrasse nimmt heute Abend an der Gemeindeversammlung vermutlich den nächsten Schritt: Ein Kredit für die Erarbeitung des Quartierplans steht zur Debatte und eine Gegnerschaft ist bisher nicht in Erscheinung getreten. Flutscht alles planmässig weiter, ist es denkbar, dass Mitte 2024 gebaut werden kann. Verschiebungen nach hinten sind jedoch nicht unwahrscheinlich.
Demgegenüber steht die Tatsache, dass die Verwaltung ab Oktober 2020 ins frisch gestrichene BLKB-Gebäude umziehen wird. Das nicht mehr ganz so frisch gestrichene Gebäude an der Hardstrasse 21 wird danach mutmasslich über drei Jahre leer vor sich hingammeln. Die Nutzung des Areals wird vermutlich kaum über eine Parkplatznutzung hinausgehen. Es sei denn…
… man würde ziemlich bald das Geviert und die leeren Gebäude für eine Zwischennutzung ausschreiben. Das ROXY nutzt bereits ein paar Räume im Gebäude 25 zwischen. Bald liegt aber spannender Raum brach. Höchste Zeit, kreative Köpfe auf das Areal zu lassen. Wie schön wäre es, wenn in Birsfelden endlich mal etwas Grösseres, Ungewöhnliches, vielleicht sogar Abartiges entstehen könnte. Pulsierende Kultur, Pop-Up-Gastro, Freiräume für schlaflose Nächte in der Schlaf-Agglo. Dio Mio, das wär doch mal was!
Franz Büchler
Sep 21, 2020
Als erste Zwischennutzung könnte sich das Birsfelder Fasnachtscomité darum bemühen, im Februar 2021 an der Hardstrasse 21 ein CoV-19-konformes Fasnachtshaus einzurichten. Räume wären genügend vorhanden, grosse Räume ebenfalls, und die Vorlaufzeit auch, das zusammen mit Vereinen zu organisieren …
Christoph Meury
Sep 21, 2020
Wir reden in den letzten Jahren viel über die Entwicklung von Birsfelden. Mit Arealentwicklungen will man dem Gemeinwesen prosperierendes Leben einhauchen. Klingt gut! Aber auch die klügste Architektur und die ausgefeilteste städtebauliche Konzeption bleibt leblos, solange es nicht gelingt die neuen Quartieren mit Menschen zu beleben. «Leben in Birsfelden« sollte bei dieser Entwicklung nicht nur ein Departement sein, welches das Bestehende verwaltet, sondern gewappnet ist für die angestossenen Prozesse. Bereit ist, neue EinwohnerInnen zu empfangen und ins Gemeinwesen zu integrieren. Auch Räume für Neues zu schaffen und mit ausserordentlichen Situationen kreativ und proaktiv umgehen kann.
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Für städteplanerische Konzeptionen, Quartierplanungen, Mobilitätsstudien und Landschaftsplanungen geben wir viel Geld aus. Engagieren hochqualifizierte Profis, quer durch alle Sparten. Wühlen uns als BürgerInnen durch zentnerschwere Konzepte und machen uns endlos Gedanken über die richtige Bepflanzung der Areale, die Durchwegung der neuen Quartiere, die Begrünung der Fassaden, ja sogar über den farbenprächtigen Gartenrotschwanz und seiner Siedlungsoptionen in kleinparzellierten und strukturreichen Gartenarealen, machen wir uns tiefgreifende Gedanken. Ja, wir sind extrem detailversessen. Nur über die kommenden EinwohnerInnen verschwenden wir so gut wie keine weiterführenden Überlegungen. Grob zusammengefasst sind sie die neuen EinwohnerInnen lediglich gute SteuerzahlerInnen und sollen Geld in die Gemeindekasse spülen. Es ist aber klar: Es werden Menschen kommen! Unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Erwartungen und Möglichkeiten. Es wäre also nicht verkehrt sich darauf vorzubereiten. Szenarien zu entwicklen, um gewappnet zu sein. Haben wir genügend Kitas? Kindergartenplätze? Sind die Schulen auf neue Kids vorbereitet? Ist das kulturelle Angebot genügend?
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Wir lassen Architekten Pläne zeichnen mit Parterrenutzungen im gewerblichen Bereich. Nette Cafés, gemütliche Restaurants, kleine kuschelige Läden, Büros, etc. sollten beispielsweise im Zentrum für emsiges Treiben und buntes Leben sorgen. Hat aber jemand schon einen Gedanken daran verschwendet, wo diese belebenden Herrlichkeiten herkommen sollen? Haben wir als Gemeinde dafür ein Konzept? Haben wir der Abteilung «Leben in Birsfelden« einen Auftrag erteilt sich auf die neue Entwicklung vorzubereiten? Entsprechend zu evaluieren? Oder delegieren wir den Job an die Investoren? Was passiert in der «Alten Turnhalle«? Renovieren wir das Gebäude und warten ab, was passiert? Oder sind wir seriös auf eine neue Positionierung des kulturellen Hotspots vorbereitet?
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Florian Dettwiler hat sich mit der neuen Hardstrassen-Überbauung auseinandergesetzt und begrüsst die architektonische Vision. Er ist auch bereit für die Weiterentwicklung, hin zu einem QP und damit zur Realisation, viel Geld aufzuwerfen. Das ist prima! Soweit bin ich mit ihm einverstanden. Erstaunlich ist aber doch, dass Florian Dettwiler erst jetzt bewusst wird, dass mit dem Auszug der Verwaltung eine grosses und gutes Gebäude jahrelang leerstehen wird. Das gilt übrigens auch für das Gewerbegebäude an der Hardstrasse, welches bereits jetzt seit geraumer Zeit leersteht. Dumm nur, dass wir seit Jahren wissen, dass dieser Leerstand auf uns zukommen wird. Er trifft uns nicht unvorbereitet. Wir hätten uns dazu Gedanken machen können.
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Bereits im April 2018 habe ich die verantwortliche Gemeinderätin darauf angesprochen und später auch schriftlich interveniert: «Unlängst, beim FDP-Apèro nach gewonnener Quartieplanabstimmung, habe ich dich darauf angesprochen. Jetzt möchte ich nochmals darauf zurückkommen. Der Gewerbebau hinter der Gemeindeverwaltung entleert sich seit geraumer Zeit. Konkret sind die Räumlichkeiten der Schreinerei Brunner seit Monaten verwaist. Dieser Leerstand ist vom Gemeinderat sicher gewünscht. Die Pläne der zukünftigen Planung der Gemeindeverwaltung sollen durch potentielle Einsprachen und Mieterstreckungen nicht unnötig behindert werden. Soweit ist die Sache verständlich. Trotzdem ist es schade, wenn Gewerbeflächen in grossem Umfang leer stehen. Daher habe ich im Gespräch zwischen Tür und Angel eine Zwischennutzung vorgeschlagen. Es gibt Firmen, welche auf solche Zwischennutzungen spezialisiert sind. Ich selber habe ein entsprechendes Netzwerk und könnte mir vorstellen im Sinne einer Vermittlung Kontakte herzustellen, oder entsprechende InteressentInnen zu akquirieren. Der Gemeinderat müsste aber klare Vorgaben machen und eine Zwischennutzung, möglicherweise auch eine kulturelle Zwischnnutzung, explizit wollen und mich mit einem adäquaten Mandat ausstatten. Eine Zwischnnutzung hätte verschiedene Vorteile: a) die Zeit bis zu einem Baubeginn kann sinnvoll genutzt werden b) ein Leerstand kann verhindert werden, c) eine Benutzung schützt die Räumlichkeiten und verhindert Vandalismus, oder gar eine mögliche Besetzung, d) ein teurer Schutz durch Securitasdienste, oder Hauswartung entfällt. Oder positiv: Leerstehende Gebäulichkeiten sollten so lange wie es geht genutzt werden. Das würde man auch von privaten Anbietern ebenfalls verlangen. Mit einer kulturellen, oder sozialen Nutzung könnte man verdeutlichen, was man unter einem wohnlichen und attraktiven Gemeinwesen meint.« Soweit meine damalige Rede….
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Als bekannt wurde, dass die Verwaltung in die ehemalige Kantonalbank wechselt, habe ich mein Ansinnen für den Verwaltungshauptbau wiederholt. Hier ein kleiner Ausschnitt der behördlichen Erläuterungen/Ablehnung: « (…) Allenfalls hat die Gemeinde auch nach dieser Nutzung noch eigenen Bedarf. Dazu gibt es im Moment Ideen, aber noch keine konkreten Pläne. Das aber ist der Grund, weshalb eine Fremdzwischennutzung für uns vorläufig nicht in Frage kommt….«, oder: « (…) Es sind im Moment halt noch ein paar Themen in Bezug auf die Schulraumplanung offen. Je nachdem werden wir die Räume brauchen.« etc., etc. Tatsache ist: die Räume sind allesamt leer und auch in der ehemaligen Gemeindeverwaltung ist keine Zwischennutzung vorgesehen.
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Auch Florian Dettwiler’s Visionen werden unter fantasievollen Ausreden zerbröseln. Eine Zwischennutzung macht Arbeit, das ist klar, aber damit könnte ein Potential bewirtschaftet werden, welches vielleicht sogar das eine oder andere Startup für Birsfelden generieren würde, oder zumindest optional das Leben in Birsfelden beflügelt….
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Trinkt Red Bull! Red Bull verleiht Flügel!
Franz Büchler
Sep 21, 2020
Antizipation würde das Wort heissen.
Leider überall in der Politik ein unbekanntes Fremdwort.
Schade, wenn darum 4 Jahre Lottergasse leerstehen würde.
https://www.birsfaelder.li/wp/politik/die-lottergasse-wird-herausgeputzt/
Christoph Meury
Sep 21, 2020
Und täglich grüsst das Murmeltier.….
hat Einblick
Sep 21, 2020
Aufruf an die Redaktion und die Kommentatoren:
Bitte bei den zuständigen Stellen Erkundigungen einziehen.
Die Liegenschaft Hardstrasse 25 (alte Fabrik) ist überhaupt nicht leerstehend.
Unter Anderem befinden sich in dieser Liegenschaft etliche Künstlerateliers und das “Roxy” hat einen Proberaum eingerichtet.
Der vordere Teil wird durch einen Gewerbebetreib genutzt.
florian dettwiler
Sep 21, 2020
Sorry, ROXY war schon erwähnt, einfach mit der falschen Hausnummer. Einige Parteien machen dort ja auch noch Zwischennutzungen…
rugeli
Sep 21, 2020
FDP im ersten Stock, SP im Keller.
Zwischennutzung seit Jahren.
Die Toiletten werden geteilt.
hasira
Sep 22, 2020
Also wie immer: Die gleiche Scheisse.