Fort­set­zung des Doku­ments, das im Herbst 1977 der Men­schen­rechts­kom­mis­si­on der UNO in Genf von einer iro­ke­si­schen Dele­ga­ti­on vor­ge­legt wur­de. Ein Kom­men­tar dazu erscheint im August.

Ein Groß­teil der Geschich­te der alten Welt erzählt von den Kämp­fen zwi­schen den Indo­eu­ro­pä­ern und den semi­ti­schen Völ­kern. Über einen Zeit­raum von meh­re­ren Jahr­tau­sen­den stie­ßen die bei­den Kul­tu­ren auf­ein­an­der und ver­misch­ten sich. Im zwei­ten Jahr­tau­send v. Chr. über­nah­men eini­ge Indo­eu­ro­pä­er, vor allem die Grie­chen, die Pra­xis des Städ­te­baus und betei­lig­ten sich so an dem Pro­zess, den sie “Zivi­li­sa­ti­on” nannten.

Bei­de Kul­tu­ren ent­wi­ckel­ten Tech­no­lo­gien, die für Zivi­li­sa­tio­nen typisch sind. Die semi­ti­schen Völ­ker erfan­den Brenn­öfen, die die Her­stel­lung von Töp­fer­wa­ren für den Han­del und die Lage­rung von Über­schüs­sen ermög­lich­ten. Die­se frü­hen Brenn­öfen ent­wi­ckel­ten sich schließ­lich zu Öfen, die genü­gend Hit­ze erzeu­gen konn­ten, um Metal­le, ins­be­son­de­re Kup­fer, Zinn und Bron­ze, zu schmel­zen. Die Indo­eu­ro­pä­er ent­wi­ckel­ten eine Metho­de zur Ver­hüt­tung von Eisen.

Rom wur­de zum Erben die­ser bei­den Kul­tu­ren und zu dem Ort, an dem die end­gül­ti­ge Ver­mi­schung statt­fand. Rom ist auch die eigent­li­che Geburts­stät­te des Chris­ten­tums. Der Pro­zess, der zur Kul­tur des Wes­tens wur­de, ist his­to­risch und sprach­lich gese­hen eine semitische/indoeuropäische Kul­tur, wird aber gemein­hin als jüdisch-christ­li­che Tra­di­ti­on bezeichnet.

Das Chris­ten­tum war ein abso­lut wesent­li­ches Ele­ment bei der frü­hen Ent­wick­lung die­ser Art von Tech­no­lo­gie. Das Chris­ten­tum ver­trat nur einen Gott. Es war eine Reli­gi­on, die sich aus­schließ­lich über alle ande­ren Glau­bens­rich­tun­gen stell­te. Die ein­hei­mi­sche Bevöl­ke­rung der euro­päi­schen Wäl­der war ein Volk, das an die Geis­ter der Wäl­der, der Gewäs­ser, der Ber­ge und des Lan­des glaub­te; das Chris­ten­tum griff die­sen Glau­ben an und ent­spi­ri­tua­li­sier­ten die euro­päi­sche Welt. Die christ­li­chen Völ­ker, die über über­le­ge­ne Waf­fen und ein Bedürf­nis nach Expan­si­on ver­füg­ten, waren in der Lage, die Stam­mes­völ­ker Euro­pas mili­tä­risch zu unterwerfen.

Die Ver­füg­bar­keit von Eisen führ­te zur Ent­wick­lung von Werk­zeu­gen, mit denen der Wald abge­holzt wer­den konn­te, die Quel­le von Holz­koh­le zur Her­stel­lung wei­te­rer Werk­zeu­ge. Das neu gero­de­te Land wur­de dann mit dem neu ent­wi­ckel­ten eiser­nen Pflug bear­bei­tet, der zum ers­ten Mal von Pfer­den gezo­gen wur­de. Mit die­ser Tech­no­lo­gie konn­ten viel weni­ger Men­schen viel mehr Land bear­bei­ten, und vie­le ande­re Men­schen wur­den zu Sol­da­ten und land­lo­sen Bau­ern gemacht. Das Auf­kom­men die­ser Tech­no­lo­gie läu­te­te das Feu­dal­zeit­al­ter ein und ermög­lich­te schließ­lich das Ent­ste­hen neu­er Städ­te und einen wach­sen­den Han­del. Sie bedeu­te­te auch den Anfang vom Ende des euro­päi­schen Wal­des, obwohl die­ser Pro­zess lan­ge Zeit in Anspruch nahm.

Der spä­te­re Auf­stieg der Städ­te und der gleich­zei­ti­ge Auf­stieg des euro­päi­schen Staa­tes schu­fen den Expan­si­ons­drang und die Suche nach Märk­ten, die Män­ner wie Kolum­bus dazu ver­an­lass­ten, den Atlan­tik zu über­que­ren. Die Ent­wick­lung von Segel­schif­fen und Navi­ga­ti­ons­tech­no­lo­gien mach­te die euro­päi­sche “Ent­de­ckung” Ame­ri­kas unausweichlich. 

Ame­ri­ka bot den Euro­pä­ern ein rie­si­ges neu­es Gebiet für Expan­si­on und mate­ri­el­le Aus­beu­tung. Zunächst lie­fer­ten die Ame­ri­kas neue Mate­ria­li­en und sogar Fer­tig­pro­duk­te für die sich ent­wi­ckeln­de Welt­wirt­schaft, die auf indo­eu­ro­päi­schen Tech­no­lo­gien basier­te. Die euro­päi­sche Zivi­li­sa­ti­on hat eine Geschich­te des Auf­stiegs und Nie­der­gangs, wenn ihre Tech­no­lo­gien an ihre mate­ri­el­len und kul­tu­rel­len Gren­zen sto­ßen. Die end­li­che natür­li­che Welt hat immer eine Art imma­nen­ten Wider­spruch zur west­li­chen Expan­si­on dargestellt.

Die Indo­eu­ro­pä­er grif­fen jeden Aspekt Nord­ame­ri­kas mit bei­spiel­lo­sem Eifer an. Die Urein­woh­ner wur­den rück­sichts­los ver­nich­tet, weil sie für die Zivi­li­sa­tio­nen des Wes­tens ein nicht assi­mi­lier­ba­res Ele­ment dar­stell­ten. Die Wäl­der lie­fer­ten Mate­ri­al für grö­ße­re Schif­fe, das Land war frisch und frucht­bar für land­wirt­schaft­li­che Über­schüs­se, und eini­ge Gebie­te lie­fer­ten “Men­schen­ma­te­ri­al” für Skla­ven­ar­beit für die erobern­den Inva­so­ren. Zur Zeit der indus­tri­el­len Revo­lu­ti­on in der Mit­te des 19. Jahr­hun­derts war Nord­ame­ri­ka bereits füh­rend in der Ent­wick­lung von Bergbautechnologien.

Die Laub­wäl­der des Nord­os­tens wur­den nicht gero­det, um Acker­land zu schaf­fen. Die­se Wäl­der wur­den zer­stört, um Holz­koh­le für die Schmie­den der Eisen­hüt­ten und Schmie­de zu gewin­nen. In den 1890er Jah­ren wand­te sich der Wes­ten der Koh­le zu, einem fos­si­len Brenn­stoff, um die für die vie­len neu ent­wi­ckel­ten Maschi­nen erfor­der­li­che Ener­gie zu gewin­nen. In der ers­ten Hälf­te des zwan­zigs­ten Jahr­hun­derts hat­te das Öl die Koh­le als Ener­gie­quel­le abgelöst.

Die west­li­che Kul­tur hat die natür­li­che Welt auf schreck­li­che Wei­se aus­ge­beu­tet und zer­stört. Über 140 Vogel- und Tier­ar­ten wur­den seit der Ankunft der Euro­pä­er in Ame­ri­ka voll­stän­dig ver­nich­tet, vor allem weil sie in den Augen der Inva­so­ren unbrauch­bar waren. Die Wäl­der wur­den abge­holzt, die Gewäs­ser ver­schmutzt und die Urein­woh­ner dem Völ­ker­mord aus­ge­setzt. Die rie­si­gen Her­den von Pflan­zen­fres­sern wur­den auf eine Hand­voll Tie­re redu­ziert, der Büf­fel wur­de fast aus­ge­rot­tet. Die west­li­che Tech­no­lo­gie und die Men­schen, die sie ein­setz­ten, waren die erstaun­lichs­ten zer­stö­re­ri­schen Kräf­te in der gesam­ten Mensch­heits­ge­schich­te. Kei­ne Natur­ka­ta­stro­phe hat jemals so viel zer­stört. Nicht ein­mal die Eis­zei­ten haben so vie­le Opfer gefordert.

Aber wie die Laub­wäl­der sind auch die fos­si­len Brenn­stof­fe eine end­li­che Res­sour­ce. Im Lau­fe der zwei­ten Hälf­te des zwan­zigs­ten Jahr­hun­derts haben die Men­schen im Wes­ten begon­nen, sich nach ande­ren Ener­gie­for­men umzu­se­hen, um ihre Tech­no­lo­gie vor­an­zu­trei­ben. Ihr Blick fiel auf die Atom­ener­gie, eine Form der Ener­gie­er­zeu­gung, deren Neben­pro­duk­te zu den gif­tigs­ten Sub­stan­zen gehö­ren, die der Mensch­heit je bekannt waren.

Heu­te steht die Spe­zi­es Mensch vor der Fra­ge nach dem Über­le­ben ihrer Art. Die als west­li­che Zivi­li­sa­ti­on bekann­te Lebens­wei­se befin­det sich auf einem Ster­be­pfad, auf den ihre eige­ne Kul­tur kei­ne brauch­ba­ren Ant­wor­ten hat. Wenn sie mit der Rea­li­tät ihrer eige­nen Zer­stö­rungs­kraft kon­fron­tiert wer­den, kön­nen sie nur in Berei­che vor­sto­ßen, die eine effi­zi­en­te­re Zer­stö­rung ermög­li­chen. Das Auf­tau­chen von Plu­to­ni­um auf die­sem Pla­ne­ten ist das deut­lichs­te Signal, dass unse­re Spe­zi­es in Schwie­rig­kei­ten steckt. Es ist ein Signal, das die meis­ten Men­schen im Wes­ten zu igno­rie­ren beschlos­sen haben.

Die Luft ist ver­dor­ben, das Was­ser ver­gif­tet, die Bäu­me ster­ben, die Tie­re ver­schwin­den. Wir glau­ben, dass sich sogar die Wet­ter­sys­te­me ver­än­dern. Unse­re alten Leh­ren haben uns gewarnt, dass die­se Din­ge ein­tre­ten wer­den, wenn der Mensch in die Natur­ge­set­ze ein­greift. Wenn der letz­te Rest der natür­li­chen Lebens­wei­se ver­schwun­den ist, wird auch jede Hoff­nung auf mensch­li­ches Über­le­ben dahin sein. Und unse­re Lebens­wei­se ist dabei zu ver­schwin­den, ein Opfer der zer­stö­re­ri­schen Prozesse.

Die ande­ren Posi­ti­ons­pa­pie­re des Hau de no sau nee haben unse­re Ana­ly­se der wirt­schaft­li­chen und recht­li­chen Unter­drü­ckung dar­ge­legt. Aber unse­re wesent­li­che Bot­schaft an die Welt ist ein grund­le­gen­der Auf­ruf zum Bewusst­sein. Die Zer­stö­rung der indi­ge­nen Kul­tu­ren und Völ­ker ist der­sel­be Pro­zess, der das Leben auf die­sem Pla­ne­ten zer­stört hat und immer noch zer­stört. Die Tech­no­lo­gien und sozia­len Sys­te­me, die das tie­ri­sche und pflanz­li­che Leben zer­stört haben, zer­stö­ren auch die indi­ge­nen Völ­ker. Und die­ser Pro­zess ist die west­li­che Zivi­li­sa­ti­on.

Fort­set­zung am 9. Juli

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