Am 30. Janu­ar 2014 reich­te Jürg Wie­de­mann (damals Grü­ne) die Par­la­men­ta­ri­sche Initia­ti­ve »Ein­füh­rung Lehr­plan 21« ein. Der Initi­ant und sei­ne mit­un­ter­zeich­nen­den Land­rä­te und Land­rä­tin­nen (dar­un­ter auch die jet­zi­ge Erzie­hungs­di­rek­to­rin Moni­ca Gschwind) wol­len, dass der Land­rat den Lehr­plan 21 geneh­mi­gen muss. (Also eigent­lich will Jürg Wie­de­mann ja nicht, dass der Land­rat den Lehr­plan 21 geneh­migt, son­dern dass der Land­rat die Kom­pe­tenz erhält ja oder nein zu sagen — und dann hof­fent­lich nein sagt).

Es geht mit die­ser Abstim­mung also nicht dar­um, ob der Lehr­plan 21 ein­ge­führt wird oder nicht, es geht dar­um, wer dazu sei­nen Segen geben darf. Nur ein Détail zur Ergän­zung: Die Pri­mar­schu­le arbei­tet schon nach dem Lehr­plan 21!

Die For­mu­lie­rung, respek­ti­ve der Titel der Initia­ti­ve, ist also wie­der ein­mal völ­lig miss­ver­ständ­lich – wahr­schein­lich sogar bewusst. Scha­de, dass bei der Beti­te­lung der Initia­ti­ven nicht stren­ge­re Mass­stä­be ange­wen­det wer­den (sie­he auch Milch­kuh-Initia­ti­ve, etc.).

Schon im Jah­re 2010 ver­such­te der Land­rat die Kom­pe­tenz über den Beschluss von Lehr­plä­nen und Stun­den­ta­feln an sich zu reis­sen. Das Volk hat das nicht gou­tiert und die Vor­la­ge am 27. Novem­ber 2011 mit 16186 Ja zu 22631 Nein ganz deut­lich abge­lehnt. Als SVP müss­te ich jetzt sagen: Da wol­len eini­ge wie­der ein­mal den Volks­wil­len nicht respek­tie­ren … und die SVP gehört auch dazu!§§§

Bis heu­te war es jeweils der Erzie­hungs­rat, spä­ter der Bil­dungs­rat, der die Kom­pe­tenz hat­te Lehr­plä­ne für die Volks­schu­le ein­zu­füh­ren. Das hat den Schu­len bis jetzt ein poli­tisch moti­vier­tes Hick­hack erspart.

Das sagen Schul­art­kon­fe­ren­zen zum The­ma (Aus­zü­ge):

»Wir fürch­ten, dass wenn der Lehr­plan von allen Par­la­men­ta­ri­ern oder gar vom Volk ver­ab­schie­det wer­den muss, dies zu kei­ner befrie­di­gen­den Lösung füh­ren wird, da das Geschäft für poli­ti­sche Inter­es­sen miss­braucht wer­den könn­te. Im Bil­dungs­rat sind alle rele­van­ten Anspruchs­grup­pen ent­hal­ten, des­halb soll die­ser als fach­lich kom­pe­ten­te Arbeits­grup­pe allei­ni­ger Ent­schei­dungs­trä­ger für die Ein­füh­rung des Lehr­plans Volks­schu­le sein.«

»Es wür­de für eine bei­spiel­lo­se Ver­un­si­che­rung in der Öffent­lich­keit sor­gen, wenn der in aller Mun­de dis­ku­tier­te LP 21 nach einem Ent­scheid des Bil­dungs­ra­tes durch eine land­rät­li­che Geset­zes­än­de­rung im Nach­hin­ein wie­der rück­gän­gig gemacht wür­de. Bemü­hun­gen um mehr Ruhe in bil­dungs­po­li­ti­schen Belan­gen wür­den zunich­te gemacht und Leh­re­rIn­nen, Eltern und die Öffent­lich­keit noch stär­ker irri­tiert als bis anhin.«

»Die Kom­pe­tenz der Ein­füh­rung des Lehr­plans 21 muss beim Bil­dungs­rat blei­ben. Im Bil­dungs­rat sind die poli­ti­schen Par­tei­en, die Wirt­schaft und die Bil­dungs­ver­ant­wort­li­chen ver­tre­ten. Dort ist der Gesamt­über­blick gewähr­leis­tet und das not­wen­di­ge Wis­sen über den Ver­lauf der Geschäf­te ist vorhanden.«

»Der Bil­dungs­rat hat ent­schie­den, ver­bind­lich ent­schie­den. Die Ein­füh­rung von Lehr­plä­nen erweckt immer Wider­stän­de und Ver­un­si­che­rung. Der Ent­scheid des Bil­dungs­ra­tes bringt Klar­heit und Pla­nungs­si­cher­heit. Eine wei­te­re Pha­se der Ver­un­si­che­rung dient den Schu­len nicht.«

»Das Fest­schrei­ben eines – auf lan­ge Zeit gese­hen – Details auf Geset­zes­stu­fe wäre falsch, wür­de zu einer Über­steue­rung füh­ren und wür­de ähn­lich gela­ger­ten Anlie­gen künf­tig Tür und Tor öff­nen. Dadurch wür­de jede Ver­hält­nis­mäs­sig­keit ver­lo­ren gehen.«

 

Kom­men­tar

Im Moment kämp­fen ver­schie­dens­te Grup­pie­run­gen um Ein­fluss in der Schu­le und um Macht über die Schu­le. Da sind zum Einen die Spar­teu­fel, die die Schu­le am liebs­ten zur tota­len Gemein­de­sa­che machen wol­len. Da sind zum Andern Lehr­per­so­nen, die an ihrem fest­ge­fah­re­nen Pro­gramm fest­hal­ten wol­len oder gar das Rad der Zeit zurück­dre­hen möch­ten (sie­he Titel­bild). Da sind auch immer die Ängs­te, die mit jedem neu­en Lehr­plan Urständ fei­ern, die Ängs­te die von unter­schied­li­chen Inter­es­sen­grup­pen geschürt werden.

Ver­ges­sen geht im gesam­ten von den Geg­nern des Lehr­plans 21 orga­ni­sier­ten Cha­os, was eigent­lich der Zweck die­ses Lehr­plans ist, näm­lich die Har­mo­ni­sie­rung der Bil­dungs­land­schaft Schweiz. Und da zeigt es sich, dass die soge­nann­te »Star­ke Schu­le Basel­land« alles unter­nimmt um die­se Har­mo­ni­sie­rung zu Fall zu brin­gen (Unfor­mu­lier­te Volks­in­itia­ti­ve »Ja zum Aus­tritt aus dem über­teu­er­ten und geschei­ter­ten Har­mos-Kon­kor­dat«) – Und auch im Vor­stand die­ses Ver­eins: Jürg Wie­de­mann. Auch dies ist eine Vari­an­te der Lehr­plan 21-Geg­ner mit einer Initia­tiv-Flut das Stimm­volk weich zu klopfen.

Dass Har­mos nur teil­wei­se erfolg­reich ist, habe ich in mei­nem ers­ten Arti­kel schon auf­ge­zeigt. Des­we­gen muss aber nicht Har­mos abge­schafft, son­dern ver­bes­sert wer­den – und wenn es sein muss durch den Bund!

Zum Schluss noch einmal:
Wir stim­men über die Kom­pe­tenz ab, wer für die Ein­füh­rung von Lehr­plä­nen zustän­dig ist.
Wir stim­men nicht über den Lehr­plan 21 und des­sen Inhal­te ab!
Also: Par­la­men­ta­ri­sche Initia­ti­ve »Ein­füh­rung Lehr­plan 21«: Nein!

 

Und zum Schluss die Weis­heit zu die­ser Sache von Kurt Marti:

wo chiem­te mer hi
wenn alli seite
wo chiem­te mer hi
und nie­mer giengti
für einisch z’luege
wohi dass me chiem
we me gieng

 

 

 

 

 

 

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