Meine Beschäftigung mit der Klimakrise brachte mich immer mehr auch mit dem »gesellschaftlichen Klima« in Kontakt. und dabei auch mit dem Arbeitsklima.
Viel wird in der letzten Zeit von Digitalisierung der Arbeit geschrieben und gesprochen. Doch wer arbeitet denn noch nach dieser Digitalisierung? Darüber möchte ich in der nächsten Zeit etwas nachdenken.
Menschen wollen etwas schaffen, sie wollen ihre Welt gestalten — Arbeit ist eine zentrale Form, die dieser Drang annimmt. Doch was ist Arbeit eigentlich?
Arbeit ist zielgerichtet, sozial, geplant und bewusst.
Das Gabler Wirtschaftslexikon definiert Arbeit als „zielgerichtete, soziale, planmäßige und bewusste, körperliche und geistige Tätigkeit“.
• Zielgerichtet ist Arbeit deshalb, weil Arbeitende ein bestimmtes Ziel im Auge haben, sei es ein hergestelltes Produkt, ein geschriebener Text oder das Festdrehen einer Mutter an einem Werkstück.
• Sozial ist Arbeit, weil sie in den meisten Fällen in einer Beziehung zur Gesellschaft steht, aber auch durch die vielen Interaktionen am Arbeitsplatz.
• Planmäßig, weil man einen Plan entwickeln muss, um sein Ziel zu erreichen. Daher kann Arbeit eben nur bewusst stattfinden.
• Die Unterteilung in geistige und körperliche Arbeit scheint ebenso logisch zu sein.
Nur eine rein geistige und rein körperliche Arbeit gibt es so in der Realität heute kaum.
Stellt sich z.B. die Frage: Ist Sport eigentlich Arbeit?
Schließlich passen die genannten Kriterien auf jede körperliche Ertüchtigung?
Das genannte Beispiel zeigt wie weit Arbeit definiert werden kann. Doch beginnen wir viel früher und nehmen als Beispiel die Bibel:
»Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan.»
Oder in anderer Übersetzung:
»Seid fruchtbar und mehrt euch, füllt die Erde und unterwerft sie und waltet über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die auf der Erde kriechen!«
Da sollten vielleicht auch wieder einmal neuere Erkenntnisse und Übersetzungen greifen, die sagen:
Die hebräische Exegese fand erst in den letzten Jahren angemessenere Übersetzungen. Das hebräische Verb »kabasch« (bisher übersetzt als „untertan machen“) hat auch die Bedeutung »als Kulturland in Besitz nehmen«, »dienstbar, urbar machen«.*
*Nach Matthias Schlicht: Gentechnik aus theologischer Perspektive.
Ein anderer biblischer Blickwinkel könnte sein:
»Im Schweisse deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du zurückkehrst zum Ackerboden; von ihm bist du ja genommen.« (Gen 3, 19)
Eine durchaus mosaische Aussage, gut zu verstehen in einer Zeit, in der Ackerbau und Viehzucht für die tägliche Nahrungsproduktion wohl das Wichtigste war. Und die Vertreibung aus dem Paradies nach der langen Gefangenschaft in Ägypten noch in den Knochen sass.
Durch die Definitionen der Bibel landen wir bei einer speziellen Sorte von Arbeit, der Erwerbsarbeit, deren Zweck die Existenzsicherung ist. Sie war zu Beginn unmittelbar – Menschen jagten ihre Nahrung und beschafften sich direkt die Materialien für den Bau ihres Unterschlupfs.
Soziale Differenzierung, die zunehmende Spezialisierung (Arbeitsteilung) und die Tauschwirtschaft haben dazu beigetragen, dass heute die meisten Menschen in kapitalistischen Gesellschaftssystemen ihr Leben oder zumindest ihr Überleben sichern können.
Normalbürger*innen gehen in eine Firma, verrichten dort Arbeit, bekommen dafür Geld und kaufen im Supermarkt ein. Die Risiken bei der Nahrungsbeschaffung von einem Wildtier gerissen zu werden, sind zum Glück nur noch theoretischer Natur.
Das ist Arbeit, wie sich das Menschen meist vorstellen. Doch es gibt auch andere Sichtweisen:
Arbeit ist ein Produktionsfaktor. Volkswirtschaftlich ein Produktionsfaktor wie Boden und Kapital. So gesehen wird aber der Mensch, der untrennbar mit der Arbeit verbunden ist, vernachlässigt. Dann wird nur noch von Human Resources gesprochen. Übersetzen wir mit Google:
Human = Mensch, menschlich
Resource = Ressource, Mittel, Rohstoff, Reichtum, Ausweg, Vermögen.
Ich denke, je nach Sichtweise des Human Resource Managers könnten hier verschiedene Übersetzungen zum Tragen kommen. Aber bei welcher auch immer geht der Mensch ziemlich unter.
Doch lesen Sie sich doch selbst noch ein bisschen durch das Internet, oder schauen Sie sich einmal in einer Bibliothek um, Sie werden viele weitere Aspekte der Arbeit finden …
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Und die Weisheit zur Sache:
Wenn menschliche Arbeitskraft billig ist und
das menschliche Wohlergehen nicht gesetzlich geschützt,
warum sollten sich Firmen dann darum bemühen,
Technologie so einzusetzen, dass sie die Arbeit verbessert?
Lisa Herzog