Foto: Birs­fel­der Museum/Archiv

Für alle, die letz­ten Frei­tag die Ver­nis­sa­ge im Birs­fel­der Muse­um ver­passt haben, hat uns Ruth Schei­bler, Mit­glied der Kul­tur­kom­mis­si­on, ihre Lau­da­tio auf die bei­den Künst­le­rin­nen zur Ver­fü­gung gestellt:

Anspra­che zur Aus­stel­lung Weber/Pfalzberger
(Text­aus­zü­ge von Simon Baur, Bri­git­te Kes­ting und Ergän­zun­gen von
Ruth Schei­bler)

“Seit über 50 Jah­ren ken­nen sich Romy Weber und Ruth Pfalz­ber­ger. Es war schick­sals­haft, dass sie zur glei­chen Zeit in Basel an der Kunst­ge­wer­be­schu­le, heu­te Schu­le für Gestal­tung, auf­ge­nom­men wur­den und von 1964- 1969 die Fach­klas­se für Gra­fik- Design besuch­ten. Ruth war damals die jüngs­te und Romy die ältes­te Schü­le­rin der Gra­fik­fach­klas­se, die vom legen­dä­ren Armin Hof­mann gelei­tet wurde.
Seit über 50 Jah­ren ver­bin­den Gemein­sam­kei­ten die bei­den Künst­le­rin­nen, doch gab es immer auch Gren­zen. Sie woh­nen zwar zusam­men im sel­ben Haus in Basel, doch Frei­burg im Breis­gau, wo Romy auf­ge­wach­sen ist, bleibt immer ihr zwei­ter Wohn­sitz. Sie haben ihre Ate­liers im glei­chen Gebäu­de in Birs­fel­den im Ate­lier­haus, sogar auf dem­sel­ben Stock­werk, doch dazwi­schen befin­det sich ein lan­ger Flur. Wenn sie bei­de Ate­lier­tü­ren offen las­sen, so sehen sie sich in ihre Arbeits­räu­me und doch bleibt da eine Schwel­le, die beach­tet wird. Respekt ist ein gutes, zutref­fen­des Wort für ihren Umgang miteinander.
Es gibt Unter­schie­de in ihren Wer­ken, Unter­schie­de in ihrem eige­nen Den­ken und Sehen und in den unter­schied­li­chen For­mu­lie­run­gen ihrer Kunst- und doch neh­men sie gemein­sam an Pro­jek­ten teil und stel­len zusam­men aus. Ruth Pfalz­ber­ger und Romy Weber sind ein Künst­ler­duo, das sich zugleich durch Gemein­sam­keit und spe­zi­fi­sche Eigen­stän­dig­keit aus­zeich­net. Es sind über die Jah­re hin­weg eigen­stän­di­ge Kunst­wer­ke ent­stan­den, die oft mit­ein­an­der kom­mu­ni­zie­ren, aber auch im stil­len Mono­log bestehen können.
Ruth Pfalz­ber­ger hat ihre Male­rei immer stär­ker redu­ziert, sodass sie sich in die­ser Aus­stel­lung abs­trakt-geo­me­trisch zeigt, wäh­rend Romy Weber eher den ent­ge­gen­ge­setz­ten Weg gegan­gen ist und in sehr poe­ti­scher Art und Wei­se ihre Bil­der und Objek­te gestal­tet hat. Wer sie kennt, weiss, dass sie alle mög­li­chen und unmög­li­chen Din­ge gesam­melt hat, Abfall aus dem Papier­korb, ver­rot­te­te und ver­wit­ter­te Gegen­stän­de jeg­li­cher Art, Stei­ne, Holz oder abge­nutz­te und untaug­lich gewor­de­ne Mate­ria­li­en. Alles konn­te sie irgend­wann gebrau­chen und fer­tig­te dar­aus Col­la­gen und Objek­te an, indem sie die Gegen­stän­de aus ihrer ursprüng­li­chen Funk­ti­on lös­te, in neue, fan­ta­sie­vol­le Zusam­men­hän­ge stell­te und mit einem wit­zi­gen Titel versah.
Oft wur­de erst nach­träg­lich ein Bezug zu einem bereits bestehen­den Werk der andern Künst­le­rin fest­ge­stellt. Die Bil­der sind in die­ser Aus­stel­lung auch so gehängt, dass der zufäl­li­ge Bezug, der nach­träg­lich fest­ge­stell­te Dia­log zwi­schen zwei Wer­ken für den Betrach­ter ersicht­lich ist.
Seit mehr als 40 Jah­ren stel­len Romy Weber und Ruth Pfalz­ber­ger immer wie­der gemein­sam aus. Ihre ers­te gemein­sa­me Aus­stel­lung fand 1972 im Schloss Thun­stet­ten statt. Seit­her gab es –nebst zahl­rei­chen Ein­zel-und Grup­pen­aus­stel­lun­gen in der Schweiz und im Aus­land- in regel­mäs­si­gen Abstän­den gemein­sa­me Aus­stel­lun­gen an ver­schie­de­nen Orten.
Seit mehr als 30 Jah­ren (genau: seit 1978) arbei­ten Romy und Ruth in ihren Ate­liers im Ate­lier­haus an der Hard­stras­se in Birs­fel­den und füh­len sich mit der Gemein­de Birs­fel­den sehr verbunden.
Romy Weber und Ruth Pfalz­ber­ger haben in der Ver­gan­gen­heit mehr­mals im Birs­fel­der Muse­um aus­ge­stellt, zusam­men mit den andern Mit­glie­dern des Ate­lier­hau­ses oder ein­fach zu zweit.
Die aktu­el­le Aus­stel­lung trägt den Titel „vis à vis“, also gegen­über, dazwi­schen liegt der Flur im ers­ten Stock des Ate­lier­hau­ses und die bei­den Ate­lier­tü­ren ste­hen weit offen; wir laden Sie jetzt ein, ein­zu­tre­ten und sich auf die Wer­ke der bei­den Künst­le­rin­nen ein­zu­las­sen und- viel­leicht zu spü­ren, wel­che Bil­der lei­se mit­ein­an­der kom­mu­ni­zie­ren und wel­che Wer­ke ganz für sich allei­ne stehen……..
Und……. Romy Weber – nach­träg­lich alles Gute zum 80.igsten Geburts­tag, den du im letz­ten Mai gefei­ert hast!”

Ruth Schei­bler

Anmer­kung der Redak­ti­on: Die Aus­stel­lung dau­ert bis zum 20.11.2016 und ist jeweils
mitt­wochs 17.00 — 19.00, sams­tags 14.00 — 18.00 und sonn­tags 11.00 — 16.00 geöffnet.
Die Künst­le­rin­nen sind am Sams­tag anwesend.

Harald MacHicks
Mattiello 3/43

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