Vor ein paar Tagen hat­te ich Fre­unde aus Nord­deutsch­land zu Gast. Eigentlich nicht erwäh­nenswert, hätte nicht die TV-Über­tra­gung der olymp­is­chen Spiele im Hin­ter­grund des Tre­f­fens zu ein paar Bemerkun­gen geführt, die ich hier gerne weit­ergebe.

1. Sie waren erstaunt, dass auch Wet­tkämpfe über­tra­gen wur­den, an denen keine Schweiz­er teil­nah­men. In Deutsch­land würde nur gesendet, wenn Land­sleute dabei sind.

Meine Erk­lärung, dass Deutsch­land 10 mal mehr Ein­wohn­er hätte, als die Schweiz, schien ein­leuch­t­end zu sein.

2. Sie waren erstaunt, dass nicht auch in ein­er zweit­en Lan­dessprache reportiert wird, wenn sowieso 2 Sprech­er am Mkro­fon sitzen. Die Schweiz sei doch mehrsprachig.

Meine Erk­lärung, die Schweiz sei zwar mehrsprachig, aber nicht die Schweiz­er. Zudem gäbe es für drei offizielle Lan­desprachen je 2 öffentlich rechtliche TV-Sender. Ich sah den Gästen an, dass sie nach­dacht­en und Gebühren aus­rech­neten. Man müsste dann kon­se­quenter­weise ja je 4 Sprech­er beschäfti­gen, also zwölf, falls die Rätoro­ma­nen weit­er­hin als ver­nach­läs­sig­bare Grösse betra­chtet wer­den.

3. Sie waren erstaunt, dass zwei Kom­men­ta­toren kom­men­tierten. Ein­er auf „Schweiz­erdeutsch“ und ein­er in ein­er Sprache, die sie nur beschränkt ver­standen und nicht richtig einord­nen kon­nten.

Meine Erk­lärung, dass es sch beim ver­meintlichen Schweiz­erdeutsch, das ver­standen wurde, um die deutsche Stan­dard­sprache han­delt, so wie sie in der Schule gelehrt und gel­ernt würde.
Dass es bei ein­er angel­ern­ten Sprache Defizite gibt, ver­standen die Gäste. Dass aber das soge­nan­nte Stan­dard­deutsch nur zwei Fälle ken­nt, den Nom­i­na­tiv und den Dativ, dass nur eine Ver­gan­gen­heits­form, das Per­fekt, gebraucht wird, dass prak­tisch alle Vokale falsch gesprochen wer­den, dass der Sprech­er das I von Israel (offen) und das I von Indi­en (geschlossen) nicht unter­schei­den kann und gle­ich (offen) ausspricht, ver­wirrte. (auch bei „ver­wirren“ das I wieder wie das I von Israel gesprochen).
So lernt ihr das in der Schule?
Klar, und solange die pop­uläre Bun­desrätin Doris Leuthard, die von amteswe­gen ab und an gezwun­gen ist die Stan­dard­sprache zu ver­wen­den, diesen phonetis­chen Unter­schied auch nicht beherrscht, bleibt es fre­un­dei­d­genös­sisch und gesamtschweiz­erisch wohl dabei.

Bei der Sprache, die die Nord­deutschen nicht richtig einord­nen kon­nten, erk­lärte ich, dass es sich dabei um den Oltener-Bahn­hofs-Buf­fett-Dialekt han­delt. Einem kan­ton­al­baby­lonis­chen Mundart­mis­chmasch, dass sein Zen­trum eben am grössten Eisen­bahn-Knoten­punkt der deutschen Schweiz hat, eben Olten. Auch die lokalen Radiosender rück­en akkustisch immer näher an Olten.
Es gibt eben in der Schweiz keine ein­heitliche Mundart. verbindlich­es Schweiz­erdeutsch gibt es

                                  sich­er nicht.

Beispiele:

Zürcher:                Sich­er nöd
Basler:                    Sich­er nit
Lozärn­er:              Sech­er ned
Appizöller:            Siche nüd
St.Galler:               Sich­er nö
Thur­gauer:            Sicho nöd
Bern­er:                                 Äuäää

Und was meinen Besuch­ern sofort auffiel: Man sagt und schreibt nicht Zürich­er und Basel­er. Der ZEIT und dem SPIEGEL zum Trotz.

Dass neuerd­ings ver­meintlich typ­isch deutsche Wörter in die Bahn­hof­buf­fettmundart von Olten importiert wer­den, belegt nur die infe­ri­ore Sprachken­nt­nis der vier­sprachi­gen Schweiz.
Der Fuss­ball­re­porter brüllt neuerd­ings „Tor!, Tor!, Tor!“ und in der Wer­bung „sch­prudlet“ das Min­er­al­wass­er und der Käse schmeckt “leck­er“.
Zum Abschied wird „tschüssli“ gesagt, fälschlicher­weise aber auch zur Begrüs­sung.

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