Eine lakonische und kitschfreie Vorweihnachtsgeschichte. Heute aus facebook herausgefischt und jetzt mit der freundlichen Genehmigung des Autors auch hier im “Birsfälder.li”. (Red.)
Szene mit einem Bettler. Vor dem Migros Dreispitz. In der Woche, als der Basler Grosse Rat das Bettelverbot wieder eingeführt hat.
Ein Wellblechdach bietet neben dem Fussweg von der Tramhaltestelle «M Parc» zum Migros Dreispitz ein wenig Schutz vor Regen. Dort hat sich ein Bettler eingerichtet. Er liegt auf einer Kartonunterlage in einem Schlafsack. Vor ihm, ganz am Rand des Fusswegs, ein Kartonbecher, in den Vorbeiziehende dann und wann eine Münze werfen.
Es ist einer der Bettler, die in Basel betteln, seit sie dürfen. Solange wohl, bis er nicht mehr darf und die anderen auch nicht mehr dürfen. Es ist ja ein Hin und Her um dieses Betteln in dieser Stadt. Den einen erweichen die Bettler und Bettlerinnen und ihre Kinder das Herz, den anderen verhärten sie es.
Vom Migros Dreispitz her kommt ein Mann daher, unterwegs zur Tramhaltestelle wohl. Er ist Mitte dreissig, trägt unter dem linken Arm seine Einkäufe, in der rechten Hand ein Gebäck, das er über seiner heruntergezogenen Gesichtsmaske stückchenweise dem Mund zuführt. Er scheint es weder sehr eilig zu haben, noch trödelt er.
Auf der Höhe des Bettlers macht er einen kleinen Ausfallschritt und spickt den Kartonbecher weg. Die Münzen fliegen kurz durch die Luft, rollen dann weiter, bis sie auf die eine oder andere Seite kippen und liegen bleiben. Der Bettler erschreckt, muss offenbar erst zur Kenntnis nehmen, was geschehen ist, ruft dem Mann einen Fluch nach, schält sich aus dem Schlafsack und sammelt die Münzen auf dem Fussweg ein. Der Mann mit den Einkäufen unter dem linken Arm und dem Gebäck in der rechten Hand schaut nicht zurück.
Urs Buess
Titelfoto: Urs Buess
max feurer
Dez 18, 2020
Dazu ein passender Artikel:
https://bajour.ch/a/TPkmHCPHQVzqp6cS/die-betteldebatte-endet-im-rassismusvorwurf
ibis
Dez 18, 2020
Absolut beschämend.
Warum sind diese Bettler eine solche Provokation?
Aber die superreichen Steueroptimierer lösen keine solchen Gefühle aus?
Hans-Jörg Beutter
Dez 19, 2020
liegt wohl daran, dass diese gesellschaftlich absolut wertlosen ego-bolzer (speziell widerliche schmarotzer!) so unhinterfragt als »ikonen« überleben, zum musk-bezos …
dabei könnte das eine prozent der superreichen (das sich während corona ganz besonders bereichert hat) locker eine globale grundabsicherung finanzieren – nur zieht das leider kein schwein in betracht.
(homo sap. ist ein äusserst triviales wesen, das sich mit grosser vorliebe am unerreichbaren orientiert – hauptsache, man kann ungetrübt »fänen, fieberfantasieren«
(orientierungspunkt: die können sich eine einsame trauminsel kaufen, wo sie im privatjet am wochenende jeweils rasch hinfliegen, um ihre 200 sklaven – ööö: leibgardisten – im zickzack durch die pampa zu hetzen: iwillau! – und auch ansonsten: asozialer sondermüll!)
statt hau den egobolzer – hau den bettler
(ist speziell um diese zeit rum* quasi löbliche christenpflicht)
*»advent, advent, die bude brennt«: friss – oder stirb – da gilt es halt auch ungeliebte mitesser auszudrücken, amen 😉
Hans-Jörg Beutter
Dez 19, 2020
unsereiner kann sich aber auch den unermesslichen leidensdruck zb eines schällen-ueli’s kaum vorstellen: den schmerzt schinz jede einzelne million, die es auszuschütten gülte (… um kein einziges kampfflugi damit zu kaufen, schreck lass nach)
muss ganzganz schlimm sein – und wehe, es gäbe dann urplötzlich noch eine krise – ja was dann?!
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