Freudige Nachricht: WW-Chefredaktor Roger Köppel ist aus den Ferien zurück, um uns erneut Politik, Wissenschaft und Religion im SVP-Speak zu erklären.
Zurzeit setzen sich die Medien intensiv mit dem neuen Bericht des Uno-Klimarates auseinander. Die NZZ kommentiert:
Wenn es noch eines Weckrufes an die Politik bedurft hätte, so liefert ihn nun der neue Sachstandsbericht des Weltklimarats. In der Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger machen die Autoren des mittlerweile sechsten IPCC-Berichts deutlich, dass der Klimawandel keine abstrakte Gefahr ist, die zukünftige Generationen betrifft. Der Klimawandel ist längst im Hier und Heute angekommen und betrifft praktisch alle Regionen der Erde. …
Ein besonderes Augenmerk richten die Autoren auf Wetterextreme. Auch im vorindustriellen Klima gab es bereits Hitzewellen, sintflutartige Niederschläge oder Dürren, die zu Hungersnöten führten. Obwohl sich die Erde seither «nur» um 1,1 Grad erwärmt hat, haben solche Extremereignisse laut dem IPCC-Bericht fast überall auf der Welt zugenommen. Eine Hitzewelle, die früher einmal in 50 Jahren auftrat, ereignet sich nun alle 10 Jahre. Dabei wird es nicht bleiben. Bei einer Erwärmung von 2 Grad dürften solche Hitzewellen laut den Prognosen des IPCC vierzehnmal so häufig sein, sich also alle 3 bis 4 Jahre wiederholen.
Der Pariser Klimagipfel setzte sich das Ziel, die globale Erwärmung unter 2 Grad Celsius zu beschränken. Ob das gelingt, steht in den Sternen.
Doch dem auf Weltwoche Daily stets gut gelaunten WW-Chefredaktor gelingt es, all unsere Sorgen mit drei Sätzchen zu beschwichtigen, denn er weiss, dass sich das IPCC nur wegen des aktuellen Wetters zu einem pessimistischen Klimabericht hinreissen liess:
... die Klimaforscher machen genau das, bzw. das Gegenteil von dem, was sie uns bis vor kurzem gepredigt haben, nämlich auf keinen Fall vom Wetter direkt aufs Klima zu schliessen. Diese IPCC-Tagung in Genf hatte und hat das offizielle Ziel, den Zusammenhang zwischen den jüngsten Wetterereignissen und der anthropogenen — also der menschengemachten Klimaerwärmung zu beweisen. Und das ist offensichtlich wissenschaftlicher Humbug, meine Damen und Herren.
Wissenschaftlicher Humbug? — Für den neuen IPCC-Bericht haben über 230 Forscherinnen und Forscher aus 66 Ländern Abertausende von Fachartikeln durchforstet und zu einem Gesamtbild zusammengestellt. Der SPIEGEL zieht folgendes Fazit:
Der Klimawandel hat Fahrt aufgenommen, die Chance, das Pariser Klimaziel einzuhalten, schwindet. Und weil das System Erde träge ist und es deshalb lange dauert, bis sich selbst eine radikale Reduktion der Treibhausgasemissionen in sinkenden Temperaturen niederschlägt, wird sich die Lage noch über lange Zeit hin nicht verbessern, sondern weiter verschlimmern.
Minutiös beschreibt der IPCCBericht, was den Modellrechnungen zufolge der Welt bevorsteht. Der beherrschende Trend ist dabei die Erwärmung. Hitzewellen werden wesentlich rascher als jedes andere Wetterextrem an Häufigkeit zunehmen. Was heute noch ein Jahrhundertsommer ist, kann schon in zehn Jahren normal sein.
Doch nicht nur die Temperaturen steigen. Weil in einer wärmeren Welt mehr Wasser verdunstet und in Wolken kondensiert, gibt es auch mehrNiederschläge und vor allem: Sie verteilen sich anders. Sturzregen, die zu Überflutungen führen können, nehmen in vielen Ländern zu. Zugleich kann gerade in eher trockenen Regionen der benötigte Regen ausbleiben. Die Grundregel, die den Planeten bestimmt, lautet: Die Extreme werden häufiger.
Überflutungen in der Eifel und am Gelben Fluss, Dürre in Afghanistan und Madagaskar, Brände in Kalifornien, Griechenland und Sibirien: Die Wetterlaunen der vergangenen Wochen und Monate scheinen in guter Übereinstimmung mit den Prognosen zu sein. Und doch ist es fraglich, ob sich all das wirklich mit den gängigen Modellen des Klimawandels erklären lässt. Einige Wissenschaftler fürchten, der Mensch setze mit seinen Eingriffen ins Klimageschehen womöglich ganz neue, noch ungenügend verstandene Prozesse in Gang. …
In der gut gelaunten köppel’schen und von allen bösen Einflüssen gefeiten und autarken SVP-Schweiz ist das alles Humbug. Wir kuscheln uns ein in unseren Wohlstand und lassen es uns gut gehen. Was um uns herum geschieht, geht uns nichts an:
Wenn einige Klimawissenschaftler beiläufig von dieser Zukunft sprechen, bezeichnen sie sie als “Trump-Welt”, eine Anspielung auf die Ablehnung der Klimawissenschaft durch den ehemaligen Präsidenten Donald Trump zugunsten eines aggressiven Nationalismus, der das kurzfristige Wirtschaftswachstum über die drohenden Katastrophen einer Klimaerwärmung stellt. (Washington Post)
Dass die Weltwoche und ihr Chefredaktor Donald Trump über seine ganze Amtszeit hinweg eisern die Stange gehalten haben, ist natürlich reiner Zufall.