Energiegeladen ist es diese Woche wieder losgegangen: Neben dem Schulstart, den zahlreichen neuen Corona-Fällen, gab es bei uns insbesondere Stellungnahmen und ganz viele weitere Artikel:
Rudolf Bussmann liest eigene Texte (41)
Die Grünen haben als Erste reagiert
Christoph Meury
Aug 16, 2020
Wenn schon einen Rückschritt in die guten alten Zeiten, dann aber richtig! Mindestens zurück zu den alten Römern und ihrem alles erklärenden (und auch heute noch bei Möchtegern-Bildungsbürgern allerseits beliebten) Vokabular. Aber auch zurück zu ihren diversen Freizeitvergnügen. Zurück zu den Gladiatorenkämpfen.
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Im Jahr 264 v. Chr. brach einer der größten Kriege der römischen Geschichte aus, der erste Punische Krieg. Im selben Jahr wurden anläßlich der Leichenfeiern für den früheren Konsul Decimus Iunius Brutus Pera auf dem Forum in Rom erstmalig Fechtspiele abgehalten, aus denen die Gladiatorenkämpfe hervorgingen.Gladiatoren waren im antiken Rom Berufskämpfer, die in öffentlichen Schaustellungen gegeneinander kämpften. Gladiatorenkämpfe waren Bestandteil des römischen Lebens von 264 v. Chr. bis Anfang des 5. Jahrhunderts nach Chr. Das Publikum wurde so unterhalten. Statt ins Kino ging man im alten Rom in die Arena! Die Gladiatoren kämpften entweder gegeneinander oder gegen wilde Tiere wie Löwen oder Nashörner. Gladiatoren waren meistens Sklaven oder verurteilte Verbrecher, die zum Kampf in der Arena gezwungen wurden. Es gab aber auch freie Bürger oder gar Adelige, die sich freiwillig zu einem Leben als Gladiator verpflichteten. Heute vielleicht entfernt vergleichbar mit einem Blog-Autor, oder einer JournalistIn.
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«Gefällt es euch nicht? Unterhalte ich euch nicht? Seid ihr nicht deshalb hier?« Dieser bekannte Ausruf aus dem im Jahre 2000 veröffentlichten Film «Gladiator« vom ehemaligen römischen Feldherren und späteren Gladiator Maximus Decimus Meridius, gespielt vom Oscarpreisträger Russell Crowe, karikiert treffend, wie man heute über die antiken Gladiatorenkämpfe im Römischen Reich denkt. Maximus erledigt in dieser Szene mehrere Gegner «kurz und schmerzlos« und verhindert somit ein spannendes Spektakel, das eigentlich von den Veranstaltern und den Zuschauern gefordert wurde.
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Brutalität spielte bei den antiken Kämpfen in der Tat eine große Rolle. Jedoch wird dabei oft außer Acht gelassen, dass es durchaus standardisierte Regeln gab, nach denen ein Kampf vonstatten ging. Beispielsweise wurden die Waffentypen, die den Gladiatoren zur Verfügung gestellt wurden, so aufgeteilt, dass innerhalb der kämpferischen Paarungen eine Chancengleichheit herrschte, sodass eine Begegnung à la «David gegen Goliath« ausgeschlossen war.
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Außerdem gab es bei jedem Kampf einen Schiedsrichter und das Ende eines Kampfs war geregelt: Der Kampf wurde nämlich dann beendet, wenn ein Gladiator dem Schiedsrichter das Handzeichen für Aufgabe machte. In diesem Fall hatte das Publikum durch Rufe und Handzeichen die Wahl, den Veranstalter aufzurufen, den Gladiator zu begnadigen oder zum Tode zu verurteilen. Auch ein Unentschieden war möglich, wenn beide Kämpfer über eine längere Zeit hinweg sich ebenbürtig duellierten. Diese Möglichkeit bestand, da die Zuschauer fähige Kämpfer lieber in den nächsten Spielen nochmals sehen wollten als auf der Stelle tot. Es gibt auch einige Zeugnisse dafür, dass die Gladiatoren vor dem Kampf eine Absprache hielten, um zu verhindern, sich unnötigerweise tödlich zu verletzen. Nicht jede Niederlage führte also zum Tod.
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Das Publikum wollte in erster Linie keine rohe Gewalt und Tode sehen; die Zuschauer hofften viel mehr darauf mutige und fähige Duellanten zu sehen, die der Todesangst trotzten, dem römischen Volk als Beispiel für Tapferkeit dienten und ihnen einen spannenden Kampf zeigten.
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Mit der Einführung der Social Media sind wir wieder ganz nahe bei den römischen Gepflogenheiten. Kommunikativ verkürzt in «Daumen rauf« oder «Daumen runter«, oder in die variantenreiche Adaptionen «Gelbe Karte«, «Rote Karte«, oder Platzverweis.
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Wir halten uns ein paar «nützliche Idioten«, welche beispielsweise in Blogs Themen recherchieren (auch politisch Brisantes) und über Alltägliches aus einer Gemeinde berichten, sich mit ihrer Meinung und Haltung exponieren, um entfernt so etwas, wie Meinungsbildung zu betreiben, sich den Diskussionen stellend, dann aber lediglich Empfänger von leeren Sprechblasen sind, oder unsanft mit einer Blutgrätsche gebodigt werden.
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Unsere Zeitgenossen und MiteinwohnerInnen halten diese mentale Kurzprügelei aus dem Gebüsch für eine Meinungsbekundung, für eine demokratisch legitime Artikulation. Der Empfänger, oder im speziellen Fall der Schreiberling, öffnen die Postillen und verstehen das Gebrummel, die Rülpser und das Geklöne nicht. Versteht öfters nur Bahnhof.
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Die Schreiberlinge sehen sich wahlweise als Bartleby, der in einem «Dead Letter Office«, einer Sammelstelle für unzustellbare Briefe, arbeitet, oder als profane Gladiatoren-Sklaven, welcher vom saturierten Arena-Publikum per «Daumen runter« unmittelbar vor der Erdolchung steht.
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Ja, die Römer hatten’s lustig.
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PS.: Vielleicht als Lockerungsübung wiedereinmal Asterix & Obelix lesen.
CATO
Aug 16, 2020
SI TACUISSES PHILOSOPHUS MANSISSES
Christoph Meury
Aug 17, 2020
Wenn selbst die Philosophen im Leerlauf drehen und zu Autisten mutieren, sind wir mit Sicherheit am mentalen Tiefpunkt angelangt. Die Chancen für einen Aufstieg folglich durchwegs intakt. Also keine Panik und immer daran denken: Zuerst die Hose, dann die Schuhe! Freude herrscht! w.z.b.w., et cetera, et cetera.….