Freundlicherweise hat uns Willy Surbeck seine LAUDATIO CRESCENDA zur Eröffnung der Ausstellung zur Verfügung gestellt. Das Pünggt.li wird den Text in vier Etappen ins Netz stellen. Heute die allgemeine Einführung. In den folgen Tagen die Vorstellung der einzelnen Künstlerinnen.
Einführung zur Ausstellung Crescendo im Birsfelder Museum
Jetzt, hier, heute, erleben wir den Start der Kunstausstellung CRESCENDO. Die Ausstellung garantiert ein Erlebnis von Kunst, wie Sie es vielleicht noch nie erlebt haben.
Wieso?
CRESCENDO heisst nicht einfach «grössere Laufstärke» oder «mehr Intensität» sondern «im Kontrast zur Normalität lauter werden». In dieser Ausstellung können Sie diesen Kontrast erleben.
Der Kontrast ist wichtig. Warum ist er wichtig?
Kontrast zur Normalität, ist wichtig, weil die Normalität um uns seit Jahren immer und gleichförmig laut und schrill ist. Wir werden von Morgens bis Abend kontrastlos mit grosser Lautstärke und hochkomprimierten Inhalten gepeitscht. Gepeitscht mit digitalen Musik-Beats, Schlägen der Politik, Schlagzeilen der Medien, Clash der Bilder. Lärm der Unterhaltung, Bildstörungen des Kulturbetriebs. Und gerade jetzt werden wir gepeitscht, im Lärm der gleichförmig konfektionierten Videobilder dieser Tötungsmaschine unfassbaren Kriegs in der Ukraine.
Alles ist laut und komprimiert. Gleichförmig ohne Kontrast.
Tuz, Tuz, Tuz, Tuz, Tuz, Tuz, Tuz, Tuz, Tuz, Tuz, Tuz, Tuz, Tuz, Tuz, Tuz.
Diese Gleichförmigkeit hat drei Effekte.
— Sie verhindert Reflexion.
— Sie schläfert uns ein.
— Sie narkotisiert uns.
Wir werden von Morgen bis Abend narkotisiert. Ich gebe jenen Recht, die sagen, wir leben in der «digitalen Narkose». Es gibt mittlerweile bereits den Begriff «digitale Demenz».
In diesem Narkosezustand werden wir manipulierbar. Wir werden wehrlos gegen falsche Muster, falsche Bilder, falsche Diktate und entzogene Begriffe. Und vor allem werden wir klein gemacht. Wir werden reduziert. Darauf reduziert, bis unsere Existenz, unsere Träume und unsere ganze Arbeit im Excel Tabellen eingepresst und von austauschbaren Karrieristinnen und Karrieristen in klimatisierten Büros diktiert werden können.
Willy Surbeck
Morgen lesen sie hier: Willy Surbeck zu Simona Deflorin.